"Fast & Furious 8" im Kino:Vin Diesel würde selbst den Brexit schaukeln

Lesezeit: 2 min

Der harte Typ mit dem goldenen Herzen: Vin Diesel in "Fast & Furious 8". (Foto: Universal)

Warum "Fast & Furious 8" der Kinohit der Stunde ist? Weil die wohlsortierte Actionwelt von Vin Diesel ein Fels in der Brandung unserer unsicheren Zeiten ist.

Filmkritik von Juliane Liebert

Letzte Woche ist endlich "Fast & Furious 23" angelaufen. Moment, nein, 10. Auch falsch - 8. Es handelt sich um "Fast & Furious 8". Diesmal kommen keine schnellen Autos darin vor, denn das Team um Regisseur F. Gary Gray wollte mal was anderes probieren. Es gibt auch keine Waffen. "Fast & Furious 8" ist eine zweistündige Dokumentation über Ballerinen in einem sowjetischen Dorf während der Sechziger. Mit Vin Diesel. Er will seinen alten Traum verwirklichen, eine Primaballerina zu werden, und beginnt endlich eine Psychoanalyse. Super Film. Mal ganz was anderes. Wie, das stimmt nicht? Okay, zugegeben. Ein oder zwei Autos kommen doch vor.

Sonst hätte der Film vermutlich nicht gleich am ersten Startwochenende in Deutschland gut anderthalb Millionen Zuschauer in die Kinos geholt, der erfolgreichste Neustart seit Langem. Auch in anderen Ländern steht er auf Platz eins der Kinocharts, weltweit hat er innerhalb weniger Tage knapp 550 Millionen Dollar eingespielt, ein Traumergebnis.

Es brennt und explodiert immer durchgehend irgendetwas

Weil, mit den Autos ist das so: Vin Diesel - im Film heißt er Dom - ist gerade in den Flitterwochen auf Kuba. Er verbringt sie mit den Dingen, die man als Actionheld entspannend findet: Autorennen mit Mafiabossen auf Leben und Tod. Dann kommt Cipher (Charlize Theron), die Böse. Das erkennt man daran, dass sie Braids trägt. Niemand hat ihr gesagt, dass sie als weiße Frau keine Braids tragen darf. Das ist kulturelle Aneignung. Sie hat sein Baby als Geisel. Weil die Bindung jedes Actionhelden zu dem ihm unbekannten Spross seiner Lenden stärker ist als zu seiner Frau, seinen Freunden und seinen Idealen, muss sich Vin Diesel auf ihre Seite schlagen. Er stellt sich gegen sein Team und beginnt, für die Cyberterroristin Atombombencodes und U-Boote zu stibitzen.

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Dabei brennt und explodiert durchgehend immer irgendetwas, und das ist wahnsinnig beruhigend. Denn "Fast & Furious 8" ist mit seinen gewohnten Autostunts ein Fels in der Brandung unserer unsicheren Zeiten. Ein Hort der Ruhe und Gewissheit, vor allem durch Vin Diesel, der inzwischen immer die gleiche Rolle spielt: Der harte Typ mit dem goldenen Herzen, der väterlichen Ausstrahlung und der im Drehbuch verankerten Gewissheit, dass alles, was er anfängt, gut ausgehen wird. Wenn wir Vin Diesel den Brexit anvertrauen würden, er würde das Ding schon schaukeln.

Außerdem stirbt in "F & F8" niemand. Egal wie viel explodiert oder wie groß die Waffen sind. Also natürlich sterben schon Leute, aber man sieht es nie so genau, und die hatten es eh verdient. Die Guten sind die Guten, die Bösen sind die Bösen (daran hält sich 2017 eigentlich nicht mal mehr Disney), und am Ende wird alles gut. Der Weg dahin ist mehr ein zweistündiger Stunt als ein Film. Aber er ist lustig und gut gemacht. Einmal weint Vin Diesel tatsächlich. Es ist in der Szene, in der ihm klar wird, dass auf "Fast & Furious 8" noch zwei weitere Teile folgen sollen, einer im April 2019 und einer im April 2021. Es sind sehr männliche Tränen - und es sind Tränen der Freude.

The Fate of the Furious , USA 2017, Regie: F. Gary Gray. Buch: Chris Morgan. Kamera: Stephen F. Windon. Mit: Vin Diesel, Dwayne Johnson, Jason Statham. Universal, 136 Minuten.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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