Fantasy-Thriller:Psychopath im Puppenhaus

Ein amerikanisches Road-Movie für Splatter-Fans. Ein Mädchen erfährt, dass sie einer Dämonenfamilie entstammt und flieht vor den Eltern, die sie auffressen wollen. Ein Horrorfilm in Buchform.

Von Thomas Feiler

Wenn Kinder in die Pubertät kommen, bedeutet es für sie vor allem eines: Die Eltern sind schwieriger auszuhalten. Auf die Familie der 16-jährigen Amber trifft das besonders zu, denn, wie sie eines Tages erfährt, ihre Eltern sind Dämonen. Und noch schlimmer: Sie wollen Amber töten und aufessen, um ihre Macht als Dämonen zu erhalten.

Amber kann nur mithilfe einer Freundin der Familie, auch eine Dämonin, aber eine gute, entkommen. Zusammen mit dem geheimnisvollen Milo, Beschützer, Bodygard? fährt sie von zu Hause weg. Zuerst ist sie auf der Flucht, später dann selbst auf der Jagd. Denn sie ist mit dem Leuchtenden Dämon, der ihre Eltern in diese Monstern verwandelt hat, einen Pakt eingegangen: Wenn Sie für ihn den Mann, der als einziger bis jetzt den Leuchtenden Dämon überlisten konnte, in den nächsten drei Wochen findet und ihn ausliefert, gibt er ihr ein Mittel, dass ihr Blut für ihre Eltern ungenießbar macht. Wenn die drei Wochen abgelaufen sind, bevor sie diesen einen Menschen gefunden hat, hat sie ihre Seele verwirkt. Wo der zu finden ist, wie er überhaupt heißt, weiß Amber nicht. Damit beginnt die Odyssee, die Amber in Derek Landys "Demon Road - Hölle und Highway" antreten muss, von Hinweis zu Hinweis auf einer "Autobahn der Hölle", durch die USA.

Der irische Autor, der mit der Jugendbuchreihe "Skulduggery Pleasant" Erfolge feierte, schickt seine Heldin dabei nicht durch das Amerika der Realität, sondern durch eines, das von Dämonen, Hexen, Vampiren und anderen Monster besiedelt ist. Dabei ist es ganz nützlich für Amber, dass sie das Kind zweier Dämonen ist, denn dadurch kann sie sich auch selbst in einen verwandeln, mit roter Haut, Hörnern am Kopf und schwarzen Schuppen. Ohne diese Fähigkeit hätte sie sonst wohl nicht lange auf der Demon Road überlebt.

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Derek Landy: Demon Road - Hölle und Highway Band 1. Aus dem Englischen von Ursula Höfker. Loewe Verlag, Bindlach 2016. 480 Seiten, 19,95 Euro.

Landy erzählt Ambers Geschichte als ein road-movie, dessen Fährte sich von Florida bis nach Colorado erstreckt und weiter nach New York führt, gespickt mit einigen Splatter-Elementen, die bei der Lektüre an ein Best of der fürchterlichsten Gestalten aus Horror- und Gruselfilmen erinnert. In der ersten Hälfte des Buches ist das spannend, doch irgendwann tritt ein Gewöhnungseffekt ein. Nach einem psychopathischen Serienmörder, der in einem Puppenhaus gefangen ist und einer von Vampiren besetzten Stadt, können die Kämpfe, die Amber sich mit ihren Eltern liefert, nicht immer die Spannung halten.

Manchmal wäre es besser gewesen, Landy hätte seinen Figuren und auch den Lesern, die im Kapiteltakt von Cliffhanger zu Cliffhanger bis zur letzten Seite getrieben werden, eine kleine Atempause gegönnt. Die Suche nach dem unbekannten Mann, der den Leuchtenden Dämon reingelegt hat, und Ambers eigene Entwicklung, ihre Gratwanderung zwischen der Teenagerin, die nur überleben will, und der jungen Dämonin, die immer blutrünstiger wird, sind oft spannender als die ganzen Kämpfe. "Demon Road" ist wie ein Horrorfilm in Buchform: Sehr aufrüttelnd, man kann kaum erraten, welche Abscheulichkeit als nächstes kommt.

Leseprobe

Einen Auszug aus dem Buch stellt der Verlag hier zur Verfügung.

Das Personal passt dazu: Amber ist die junge und anfangs auch brave Heldin, Glen, der sie und Milo begleitet, liefert als dauerbrabbelnder Sidekick witzige Slapstick-Einlagen, und nun die Monster und Splatter-Elemente: Vampire saugen Menschen das Blut aus den Adern, Dämonen zerfleischen andere Dämonen, und eine Hexe fängt im Wald junge Frauen ein, um sie zu häuten. Letzteres ist besonders anschaulich und brutal geschildert.

Das Buch, Auftakt einer Trilogie, ist für Jugendliche ab 15 Jahren empfohlen. Schon alleine wegen der Hexe ist die Altersangabe sinnvoll, aber auch wegen des Finales, bei dem sehr viel Blut fließt. Für erfahrene Leser von Splatter-Literatur. (ab 15 Jahre)

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