Fantasy:Von Lufthunden und Nitneys

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Barclays Abenteuer im Düsteren Wald, die mit dem Biss eines unheimlichen Wolfs beginnen, der ihm magische Kräfte verleiht.

Von Yvonne Poppek

Zu tief sollte niemand in den Wald hinein gehen. Das lässt sich schon in Märchen wie "Rotkäppchen" nachlesen oder in Klassikern wie "Räuber Hotzenplotz". Wer da hineingerät, für den wird es gefährlich. Wenn der Wald jetzt auch noch "Düsterer Wald" heißt und voller unheimlicher Wesen steckt, braucht es eigentlich keine zusätzliche Warnung mehr. Das sieht Barclay auch so. Der Elfjährige ist überhaupt nicht aus auf Abenteuer. Im Prinzip möchte er ein vorbildlicher Junge sein, sich ohne Scherereien in seine Heimat Biederford einfügen - einen Ort, der vermutlich um ein Vielfaches mehr Regeln als Einwohner hat. Er, das Waisenkind, möchte irgendwo dazugehören. Aber das ist mit so einem Wald vor der Tür gar nicht so leicht.

Magie - oder wie es hier heißt "Wilderkraft" - bedeutet einfach: Zauber. Und den tupft Foody kraftvoll und schillernd in ihre Geschichte

Eines Tages nämlich gerät Barclay beim Pilze sammeln zu tief in den Düsteren Wald hinein. Zuerst umzingeln ihn nur mausähnliche Kreaturen, doch dann stößt er auf ein Mädchen mit Drachen und schließlich wird er von einem wolfsartigen Wesen verfolgt, das ihm eine tiefe Verletzung zufügt. Diese verbindet ihn mit Barclay, macht ihn zu einem "Wilderweisen" mit außergewöhnlichen Kräften. So allerdings darf sich der Junge in Biederford nicht mehr blicken lassen, wo sie alle Panik schieben vor Fremden und Magischen.

Es ist eine fantastische Welt, die die US-amerikanische Autorin Amanda Foody gleich zu Beginn ihres Kinderromans "Wilder Reich" ausbreitet und immer weiter ausmalt. Das Reich wimmelt von seltsamen Wesen wie Steyerwürmern, Stulpen, Nitneys, Hakenhaien oder Lufthunden, um nur ein paar zu nennen. Manche sind niedlich und harmlos, manche sind grausig und gefährlich. Grundsätzlich eint sie aber, dass sie außerhalb jeder Regel und jeden Gedankenverbots stehen, die dem Jungen aus Biederford nur allzu vertraut sind. Magie - oder wie es hier heißt "Wilderkraft" - bedeutet einfach: Zauber. Und den tupft Foody kraftvoll und schillernd in ihre Geschichte.

Es ist nämlich keinesfalls so, dass Barclay seine neuen Kräfte zu schätzen weiß. Vielmehr möchte er in seine Heimat Biederford zurückkehren dürfen. Deshalb lässt er sich von dem Mädchen Viola und ihrem Drachen noch tiefer in den Wald und zu einer Stadt führen. Dort hofft er,Hilfe zu finden, um jedes Wilderweisentum wieder los zu werden. Das ist indes nicht leicht. Dafür muss Barclay mehrere Prüfungen bestehen, die ihn immer vertrauter machen mit den Wesen und Weisen in dieser so ganz anderen Welt. Und die sind tatsächlich gar nicht so übel.

Amanda Foody hat eine wundervolle Mischung aus Fantasy-, Freundschafts- und Entwicklungsgeschichte schon für Kinder geschrieben. Bald bekommt "Wilder Reich" einen literarischen Sog, der einen etwa so schnell durchs Buch jagen lässt, wie Barclay mit seinen magischen Kräften durch den gar nicht so düsteren Wald. (ab 10 Jahre)

Amanda Foody: Wilder Reich. eine schicksalhafte Prüfung. aus dem amerikanischen von Ann Lecker. Loewe 2022. 320 Seiten, 14,95 Euro.

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