Fantasie:Trip ins Traumland

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Tania Messner erzählt aus dem Fantasiereich "Sansaria"und lässt ihren Helden Leonard in zwei Welten leben.

Von Yvonne Poppek

Wer beginnt, Tania Messners Fantasyroman "Sansaria. Träume der Finsternis" zu lesen, der muss sich darauf einlassen, erst einmal wenig zu verstehen. Ein Mann mit einem Steinbein, der aussieht wie Giuseppe Garibaldi, versucht in einem brennenden Loch zu verschwinden, wird aber vorher entführt. Im fünften Quartier - wo immer das auch ist - wird ein Frühlingsfest gefeiert. Und ein elfjähriger Junge namens Leonard Federspiel fällt aus seinem Bett und landet in einer Welt, in der es gefährliche, alles fressende Kieferlinge gibt, Prophezeiungen, Träumlinge und das Mädchen Philomena, das dort auf ihn gewartet hat. Doch kaum ist er in dieser Welt namens "Sansaria" angekommen, ist er schon wieder zurück in seinem Bett und bei seiner chaotischen, alleinerziehenden Mutter, die sein Spielzeug auf einem Flohmarkt verkaufen will. Schnell zusammen gefasst passiert dies auf den ersten 20 Seiten, wofür mancher Autor ein halbes Buch braucht

Tania Messner in ihrem Debütroman nicht. Sie vollzieht die Verwirrung nach, in der sich ihr Abenteuerheld Leonard befindet.

Wer sich indes darauf einlässt, der taucht ein in einen opulenten, fantasiereichen, verschlungenen Plot

Der Leser hat keinen Wissensvorsprung, sondern muss sich wie im Traum zurechtfinden. Für die Geschichte, die die Autorin erzählen will, ist dies ein cleverer Kniff. Ein leichter Einstieg ist es nicht.

Wer sich indes darauf einlässt, der taucht ein in einen opulenten, fantasiereichen, verschlungenen Plot: "Sansaria" ist eine Geschichte aus zwei Welten. Die eine ist sehr real, in ihr lebt ein elfjähriger Junge mit seiner Mutter zusammen und wird bald auf eine neue Schule kommen. Die andere ist eine Fantasiewelt, nämlich "Sansaria". Es ist das Land, in dem die Träume der Menschen fabriziert werden. Allerdings arbeitet in "Sansaria" jemand an einer Intrige, die die Traumproduktion gefährdet. Das Land steht vor einem Putsch , während die Menschen anfangen, immer weniger zu träumen und deshalb immer übellauniger durch ihr Leben stapfen. Leonard soll nun der Junge aus einer Prophezeiung sein, der "Sansaria" rettet.

Wie Messner diese beiden Welten zusammenbringt, gleicht einer beherzten Jonglage. In kurzen Kapiteln erzählt sie die Ereignisse in der einen, dann in der anderen Welt. Dabei bleibt sie nicht eng bei den Protagonisten Leonard und Philomena, sondern bindet zusätzliche Handlungsebenen ein, die wie neue, bunte Bälle das literarische Spiel erweitern. "Sansaria" ist also ein Abenteuer, das einiges von seinen Lesern erwartet. Dazu gehört auch, dass man bereit ist mehrere Teile zu lesen, denn der Band "Träume der Finsternis" hat ein abruptes, hastiges, offenes Ende. Für Liebhaber fantasiereicher, nicht-linearer Lektüre ist "Sansaria" aber ein lohnenswerter Trip ins Traumland. (ab 10 Jahre)

Tania Messner: Sansaria. Träume der Finsternis. Mit Illustrationen von Jürgen Blankenhagen. Oetinger 2022. 416 Seiten, 18 Euro

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