Süddeutsche Zeitung

Fantasie für Kleine:Die Skizzlinge sind los

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Auch Drachen halten sich gerne ein Menschenkind, besonders wenn es ein so munteres, liebes ist wie Winnie. Die erlebt mit "Miss Drachenzahn" aufregende magische Abenteuer, Fortsetzung folgt.

Von Heike Nieder

Dies ist eine Haustiergeschichte und es kommen darin magische Wesen vor. Seit der "Schule der magischen Tiere" ist bekannt, dass diese Kombination Bestsellerqualitäten hat. Doch hier haben wir es nicht mit Menschenkindern zu tun, denen magische Tiere gehören, sondern mit dem umgekehrten Fall. Die Drachin "Miss Drachenzahn" hält sich ein Menschenkind: Winnie. Zumindest sieht sie das selbst so. Winnie allerdings hat ihren eigenen Kopf. Deshalb notiert die Drachin in ihrer "Anleitung zum freundlichen Umgang mit Kindern" 15 Regeln, wie man mit einem so widerspenstigen Haustier fertig wird. Und nebenbei erzählt sie in ebenso vielen Kapiteln das Abenteuer, das sie und Winnie, zusammenschweißen wird.

Miss Drachenzahn ist zunächst wenig erfreut, als die vorlaute Winnie plötzlich in ihrer Drachenhöhle auftaucht. Doch das Mädchen ist hartnäckig und lässt sich nicht abwimmeln. Auch bei einem Besuch des magischen Kaufhauses in den Wolken über San Francisco muss sie dabei sein. Dort kauft Miss Drachenzahn ihr ein Skizzenbuch, in das Winnie später alle magischen Geschöpfe zeichnet, die ihr unterwegs begegnet sind. Doch als diese in der folgenden Nacht als "Skizzlinge" die Seiten des Buches verlassen und in die wirkliche Welt entfliehen, nimmt das Unheil seinen Lauf.

Der Plot, den sich die amerikanischen Autoren Joanne Ryder und Laurence Yep ausgedacht haben, ist fantasievoll und spannend. Er bedient das Bedürfnis vieler Grundschulkinder nach Magie und Abenteuer. Auch die schwungvollen Schwarz-Weiß-Zeichnungen Mary GrandPrés, vielen bekannt durch die Illustration der amerikanischen Harry-Potter-Ausgaben, leisten dazu ihren Beitrag. Die Geschichte ist einfach und unkompliziert erzählt, so dass schon Zweitklässler gut folgen können. Diese sollten allerdings ein gutes Gedächtnis haben, um sich die vielen Fantasienamen merken zu können. Etwas enttäuschend ist lediglich, dass die Spannung, die am Ende des sechsten und achten Kapitels aufgebaut wird, bereits im 10. Kapitel komplett aufgelöst wird. Stilistisch hakt es an manchen Stellen etwas. Die Verbformen sind nicht immer korrekt, auch Wortwahl und Satzstellung lassen hin und wieder stutzen (statt Räume "Räumlichkeiten", oder "andere Schlüssel nachmachen lassen hast"). Dennoch wird ein achtjähriges Kind, das fantastische Geschichten mag, das Buch verschlingen. In diesem Frühjahr erscheint bereits der zweite Band "Miss Drachenzahn - Anleitung für ein magisches Schuljahr", der von den Abenteuern Winnies auf der Spriggs Academy erzählt. (ab 8 Jahre)

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Quelle:
SZ vom 11.05.2018
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