Fan-Dokumentation:Glut in der Zwiebel

"Sie nannten ihn Spencer" erzählt von Bud Spencer und zwei deutschen Hardcore-Fans, die auf eine emotionale Reise zu ihm gehen.

Von Selim Aydin

Ein paar Außenaufnahmen in einer italienischen Altstadt, Interviews, Fotos aus dem Archiv. So ungefähr macht man herkömmliche Dokumentarfilme, und so ungefähr fängt auch der Film "Sie nannten ihn Spencer" an. Aber nach ein paar Minuten rüttelt eine Stimme aus dem Off den Zuschauer wach: "Das soll ein Film über Bud Spencer sein? Da muss viel mehr Glut in die Zwiebel rein!" Und schon wird aus der durchschnittlichen Doku ein energischer und herzlicher Film über einen sehr besonderen Mann der Filmgeschichte - und über seine deutschen Hardcore-Fans.

Fan-Dokumentation: Marcus und Jorgo sind auf der Suche nach ihrem Idol Bud.

Marcus und Jorgo sind auf der Suche nach ihrem Idol Bud.

(Foto: Neue Visionen)

In Augsburg zum Beispiel lebt Marcus. Er hat eine Bud Spencer-Sammlung, Aushangfotos, Filmplakate, Pressefotos und so weiter. Über die Jahre hat er mehrere Tausend Euro investiert, erzählt der blonde Mann, der optisch irgendwie an Terence Hill erinnert. Als er sich bei einem Unfall die Halswirbelsäule brach und nach der OP wochenlang im Bett lag, fing er an, Filme mit Bud Spencer und Terence Hill zu gucken. Die Ärzte meinten, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit nie mehr laufen könne. Aber diese Filme, sagt er, gaben ihm Halt und Motivation. Nach einem Jahr stand er wieder auf dem Fußballplatz.

Dann lernen wir Jorgo aus Berlin kennen, der den Kult um Bud Spencer sogar noch ein Stück interessanter macht. Jorgo ist blind, seit seiner Geburt. Er hat Bud Spencer also noch nie gesehen, sondern immer nur gehört - und ist trotzdem fasziniert von dessen Werk. Er bezeichnet Bud Spencer als einen "langjährigen guten Freund", ohne ihn je getroffen zu haben. Und genau darum geht es bald in diesem Film: Jorgo und Marcus reisen quer durch Europa, um Bud zu finden. "Sie nannten ihn Spencer", der erste Langfilm von Regisseur Karl-Martin Pold, ist ein Roadmovie. Es geht um zwei Männer, die eine Leidenschaft teilen und die während der Reise zu Freunden werden. Wir lernen von allen möglichen Personen aus Spencers Leben, was für ein toller Typ er war und was er abseits des Filmgeschäfts noch so machte. Er war Schwimmer, Wasserballspieler, Musikproduzent und Airline-Besitzer. Lässig kommentiert wird das Ganze von Thomas Danneberg, dem Synchronsprecher von Terence Hill. Während der Suche stellen die Protagonisten berühmte Spencer/Hill-Szenen oder Dialoge nach, und begegnen einem Weggefährten nach dem anderen. Von jedem erhalten sie einen Tipp und machen sich auf den Weg zum nächsten Zwischenstopp. Und jeder Halt bringt sie ihrem besten Freund ein Stück näher.

Je länger der Film läuft, desto mehr zweifelt man natürlich an der Echtheit der Reise, sie ist eher eine Inszenierung. Doch das ist kein Problem. An seiner Herzlichkeit verliert der Film nichts. Und der riesige Personenkult um Bud Spencer verdeutlicht: Er ist der Diego Maradona der Filmgeschichte.

Sie nannten ihn Spencer, D 2017 - Regie: Karl-Martin Pold. Kamera: Christopher Dillig. Schnitt: Thomas Vondrak. Neue Visionen, 125 Minuten.

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