Falsches Fazit aus "Findet Nemo":Ein Unterwasserfilm schlägt Wellen

Kinder spülen ihre Zierfische ins Klo, um sie zu befreien - andere kaufen so viele "echte Nemos", dass schon Überfischungswarnungen ausgesprochen werden. Und das Bundesamt für Naturschutz appelliert bereits an die Eltern, bloß keine Zierfische unter den Weihnachtsbaum zu legen.

bgr

Der Unterwasser-Trickfilm "Findet Nemo" hat in dem südpazifischen Inselstaat Vanuatu einen Ansturm auf bunte Tropenfische ausgelöst. "Derzeit werden solch große Mengen an Fischen herausgeholt, dass wir es für nötig ansahen, die Öffentlichkeit zu alarmieren", sagte der Sprecher der Tourismusindustrie auf Vanuatu, Peter Whitelaw, dem australischen Rundfunksender ABC. Die Nachfrage nach Arten wie dem Clownfisch habe sprunghaft zugenommen, als der animierte Ozean- Abenteuerfilm in den Kinos anlief.

Falsches Fazit aus "Findet Nemo": Gefahren im Film sind nicht unbedingt die, welche realen "Nemos" mittlerweile drohen - aber ausgelöst wurden sie durch den Film.

Gefahren im Film sind nicht unbedingt die, welche realen "Nemos" mittlerweile drohen - aber ausgelöst wurden sie durch den Film.

(Foto: Foto: Pixar)

"Wir sind einigermaßen besorgt darüber, dass sie staatliche Fischerei- und Investitionsförderung Lizenzen an die Händler ausgibt, weil hier derzeit jede Art von Investition gefördert wird", sagte Whitelaw weiter.

Stattdessen sollte die Regierung einschreiten und erhalten, was vom Tierleben unter Wasser noch übrig sei.

Noch eine Warnung: Die Umweltstiftung WWF hat zum verantwortlichen Umgang mit Zierfischen aufgerufen.

Vor der Deutschlandpremiere des Kinofilms "Findet Nemo" am 20. November werden besonders Kinder davor gewarnt, Filmszenen mit lebenden Fischen nachzuspielen. "Wer seinen Zierfisch die Toilette herunterspült, schenkt ihm nicht die Freiheit, sondern schickt ihn in den sicheren Tod", erklärte der WWF Deutschland auf seiner Website.

Im Film wird die Geschichte des Fischs Nemo erzählt, der durch den Abfluss eines Waschbeckens in die Freiheit des Meeres zurückfindet. Daraufhin haben in den USA, wo der Film bereits läuft, Kinder versucht, Fische aus ihren Aquarien durch die Kloschüssel in die Freiheit zu befördern, so der WWF. Selbst wenn die Fische diese Prozedur überlebten, würden sie spätestens in der Kanalisation durch giftige Schadstoffe, niedrige Temperaturen oder hungrige Ratten getötet.

Das des Bundesamt für Naturschutz appelliert bereits an die Eltern: Bunte Meerwasser-Zierfische seien völlig ungeeignet für den weihnachtlichen Gabentisch.

Aus Anlass des Kinostarts des neuen Disney-Films "Findet Nemo" mahnte das Bundesamtin Bonn, Kindern- und Jugendlichen keine exotischen Tiere zu Weihnachten zu schenken. Wenn schon Aquarientiere, dann seien Süßwasser-Zierfische besser geeignet.

"Bei Harry Potter war es der Wunsch nach lebenden Eulen, mit dem neuen Kino-Hit 'Findet Nemo' sind es vielleicht Clownfische oder andere Meerestiere, für die sich Kinder und Jugendliche in den nächsten Wochen vor Weihnachten begeistern", meinte der Präsident des Naturschutzamtes, Hartmut Vogtmann.

"Es gibt aber viele geeignete Haustiere für naturinteressierte Jugendliche, Meerwasser-Zierfische gehören sicher nicht dazu." Derartige Exoten seien allenfalls etwas für erfahrene Tierhalter, die über Geld, Zeit und Erfahrung verfügten, hoch empfindlichen Doktor- und Kaiserfischen, anspruchsvollen Garnelen, Schlangensternen und Korallen in einem professionell ausgestatteten Meerwasser-Aquarium die richtige Pflege zu bieten.

"Findet Nemo" spielte in den USA bereits mehr als 400 Millionen Dollar ein und gilt schon jetzt als der erfolgreichste computeranimierte Film aller Zeiten. In den deutschen Kinos läuft er am 20. November an.

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