Fall Polanski: Protest aus Köln:"Die Schweiz nähert sich Iran an"

Ein Auftritt des in Zürich einsitzenden Regisseurs Roman Polanski in Köln wurde abgesagt. Das Festival "Cologne Conference" wettert über die Schweizer Behörden.

Der Fall Roman Polanski - er rüttelt die deutsche Filmszene auf. Dem Verhalten der Schweizer Behörden könne man nur "fassungslos und mit großem Bedauern" zusehen, sagt Lutz Hachmeister, der Gründungsdirektor des Kölner Film- und Fernsehfestivals "Cologne Conference". Der dort für diesen Freitag vorgesehene Auftritt des in der Zürich einsitzenden Polanski ist abgesagt.

Mit diesem Fall habe sich die Schweiz "kulturpolitisch Zuständen wie im heutigen Iran" angenähert, so Hachmeister. Das Land erlebe ein "PR-Desaster". Wie immer man auch die Affäre aus dem Jahr 1978 bewerte, es sei "hinterhältig" gewesen, Polanski erst nach Zürich fliegen zu lassen, um ihn dann festzunehmen: "Man hätte ihm auch vorher sagen können, dass er in der Schweiz nicht erwünscht ist".

Der polnische Filmregisseur sollte in Köln den mit 25.000 Euro dotierten Filmpreis Köln erhalten und mit einer Retrospektive geehrt werden. Auch war ein Werkstattgespräch mit Polanski über dessen neuen Film "Ghost" vorgesehen.

"Wanted and Desired"

Gründungsdirektor Hachmeister weist auf eine E-Mail des Berner Bundesamts für Justiz hin - danach sei eine Teilnahme Polanskis an der Cologne Conference "leider ausgeschlossen", da der Regisseur "selbst bei einer Haftentlassung gegen andere Sicherungsmassnahmen die Schweiz nicht verlassen" dürfte. Das Auslieferungsverfahren, so die Schweizer Behörde, "dürfte mehrere Monate dauern, sofern sich Herr Polanski nicht mit einer vereinfachten Auslieferung an die USA" einverstanden erkläre.

Polanski war am Samstag während der Anreise zum Filmfest Zürich am Flughafen Zürich-Kloten festgenommen worden. Die eidgenössischen Justiz- und Polizeibehörden beriefen sich auf einen gültigen internationalen Haftbefehl gegen den Filmemacher. Der Oscar-Preisträger wird auf Erbitten der USA wegen einer Vergewaltigungsaffäre aus dem Jahr 1978 gesucht.

Das damals 13-jährige Opfer hat ihm allerdings inzwischen verziehen. Polanski war seinerzeit aus Los Angeles nach Paris geflohen, wo er seither lebt und mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet ist.

Die Festnahme Polanskis hat etliche internationale Proteste hervorgerufen, auch der französische Staatspräsident Nicholas Sarkozy und der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski setzten sich für die Freilassung ein. Die Cologne Conference wird am Freitagabend statt des vorgesehenen Werkstattgesprächs den preisgekrönten Dokumentarfilm "Roman Polanski: Wanted and Desired" von Marina Zenovich zeigen - er beschäftigt sich vor allem mit dem Verhältnis Polanskis zur amerikanischen Justiz.

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