Fall Polanski:Heimtückisch in die Falle gelockt

Alice Schwarzer hat sich eingeschaltet in den Fall Polanski und prangert Doppelmoral an: Priester, die Minderjährige vergewaltigen, würden nicht so sanft behandelt.

Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer hat mit scharfen Worten die Doppelmoral von Intellektuellen, Künstlern und Politikern im Vergewaltigungsfall des Starregisseurs Roman Polanski angeprangert.

Die Herausgeberin der Frauenzeitschrift "Emma" zeigte sich in einem am Mittwoch vorab veröffentlichten Artikel empört über Petitionen unter der Überschrift "Freiheit für Polanski", die unter anderem von Wim Wenders und Tom Tykwer unterzeichnet worden seien.

Schwarzer schrieb dazu: "Wenn ein Priester nach Jahrzehnten endlich zur Rechenschaft gezogen wird wegen Missbrauchs und Vergewaltigung Minderjähriger, dann sind alle zufrieden. Wenn ein Filmregisseur wie Roman Polanski, der eingestandenermaßen eine 13-Jährige mehrfach vergewaltigt hat, endlich zur Rechenschaft gezogen wird, sind viele empört."

Sie kritisierte, dass Polanski Zeit seines Lebens kein Wort des Bedauerns für seine Tat gefunden habe.

Der 76-jährige Polanski war Ende September, drei Jahrzehnte nach der mutmaßlichen Vergewaltigung einer 13-Jährigen, in der Schweiz festgenommen worden. Es gibt ein Auslieferungsgesuch der USA, die ihn für den sexuellen Missbrauch zur Rechenschaft ziehen wollen.

"Emma" veröffentlicht in ihrer neuen Ausgabe Auszüge aus dem Original-Vernehmungsprotokoll der 13-jährigen aus dem Jahr 1977.

Dem Text ist den Angaben zufolge zu entnehmen, dass Polanski sein Opfer gezielt und heimtückisch in eine Falle lockte, obwohl das Mädchen immer wieder flehte, sie gehen zu lassen. Sie habe sogar vorgeschoben, sie leide unter Asthma und müsste sofort nach Hause.

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