Fake-News-Kampagne:21st Century Fox bewirbt Horrorfilm mit Fake-News

Fake-News-Kampagne: Schauspieler Dane DeHaan in einer Szene aus "A Cure for Wellness".

Schauspieler Dane DeHaan in einer Szene aus "A Cure for Wellness".

(Foto: AP)
  • Um den Film "A Cure for Wellness" zu bewerben, haben die Macher gefälschte Nachrichtenseiten programmiert.
  • Auf diesen behaupteten sie unter anderem, die US-Regierung habe sämtliche Impfstoffe gegen Masern, Mumps und Röteln für 90 Tage verboten.
  • In einem Statement hieß es unter anderem: "Wir testen bei der Vermarktung unserer Filme immer wieder die Grenzen der Kreativität."

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Pssst, haben Sie schon gewusst, dass die Sängerin Lady Gaga bei ihrem Super-Bowl-Auftritt einen geheimen Gruß an Muslime gesendet hat? Oder dass ein Politiker aus Utah einen Gesetzesvorschlag eingereicht hat, demzufolge Frauen nach einer Abtreibung öffentlich geschmäht werden dürfen? Oder dass der russische Präsident Wladimir Putin gerade ein Geheimtreffen mit anderen Staatschefs abhält? Diese Meldungen stehen seit ein paar Tagen auf den Webseiten der Zeitungen Indianapolis Gazette, Salt Lake City Guardian und NY Morning Post. Die Medien haben allerdings eines gemeinsam: Sie existieren eigentlich nicht.

Die gefälschten Nachrichtenseite sind Werbung für den Horrorfilm "A Cure for Wellness" von Regisseur Gore Verbinski, der gerade in die amerikanischen Kinos kommt. Die Kritiken sind vernichtend, die Kinokassen-Prognosen für dieses Wochenende (zwischen sechs und acht Millionen Dollar) ernüchternd. Also brauchte es, dachte das Filmstudio offenbar, den ältesten Trick zur Vermeidung eines drohenden Flops: ein kleiner Skandal, ein bisschen Aufregung, ein makabrer Scherz.

Die Macher fälschten sogar die Seite des Gesundheitsministeriums

Neben den falschen Nachrichten gab es auf den Webseiten deshalb stets auch noch Hinweise auf den Film selbst - und seine Wirkung auf das Publikum. Ein Zuschauer des Films sei etwa ins Krankenhaus gebracht worden. Andere litten an bleibenden psychischen Schäden. Wer auf die Meldungen klickte, gelangte schließlich zur Homepage des Films.

Ein makabrer Scherz? Leider nicht nur. Einige der vermeintlichen Exklusiv-Storys landeten nämlich auf seriösen Nachrichtenseiten - auch deshalb, weil die Werbekampagne nicht nur erfundene Geschichten enthielt, sondern auch gefälschte Quellen: Eine Geschichte etwa, derzufolge die US-Regierung sämtliche Impfstoffe gegen Masern, Mumps und Röteln für 90 Tage verboten haben soll, wurde auf einer gefälschten Webseite des amerikanischen Gesundheitsministeriums bestätigt. Allerdings: Die richtige Adresse lautet HealthCare.com, die der Filmwerbung hieß HealthCureGov.com. Sie sah dem Original verblüffend ähnlich.

Viele Medien in den USA verurteilten den geschmacklosen Versuch, ein ernstes gesellschaftliches Problem für Werbung zu missbrauchen, deshalb scharf. "Es gibt gerade im digitalen Bereich zahlreiche Plattformen für Falsches und Gefälschtes, die rechtschaffene Inhalte untergraben und in Verruf bringen", sagte etwa News-Corp-Chef Robert Thompson, dessen Unternehmen über den Mutterkonzern 21st Century Fox mit dem Filmstudio verbunden ist. Der Konzern gehört der Familie des Medienmoguls Rupert Murdoch.

Für die Werbekampagne des Horrorfilms, die auch zahlreiche Referenzen auf aktuelle Entscheidungen der Regierung enthielt, hat sich das Filmstudio mittlerweile entschuldigt. Die Webseiten führen nun direkt zum Film. "Wir testen bei der Vermarktung unserer Filme immer wieder die Grenzen der Kreativität", heißt es in einem Statement: "In diesem Fall war es falsch. Wir werden versuchen, solche Fehler künftig zu vermeiden."

Es heißt bisweilen, dass jede Form der öffentlichen Aufmerksamkeit positiv zu bewerten sei. Das ist Quatsch. Die Werbekampagne sendete letztlich nur eine ziemlich eindeutige Botschaft an zahlreiche Menschen: Psst, haben Sie es gewusst? "A Cure for Wellness" ist ein ziemlicher Horror - weniger für die Figuren im Film als vielmehr für die Zuschauer im Kino.

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