Faber ist wieder da, mit seinem ersten Album zu Recht gefeiert als irgendwie humanistischer Proll, dem sogar Feministen eine "Nutte" im Text durchgehen lassen. Auf "I Fucking Love My Life" begegnen wir allerdings gleich mindestens drei Fabers, mal in der Rolle einer promiskuitiven Frau ("Vivaldi"), als Instagram-Opfer ("Das Leben sei nur eine Zahl") oder als an Drogen, falschen Freunden und zu viel Aufmerksamkeit zerbrochener Rockstar, der 4g auf dem Handy hat, "falls du weißt, was ich mein'" (Tipp: es geht nicht um Datenübertragung). Bei letzterem und ein paar anderen Songs, wie dem Anti-besorgte-Bürger-Lied "Das Boot ist voll", glaubt man den "echten" Julian Pollina (bürgerlicher Name und ja, berühmter Vater) vor sich zu haben, ist aber dann doch verwirrt, weil könnte ja auch nur eine Rolle sein. Andererseits ist es ja auch schön, dass Faber sich offnensichtlich vom - gerade im Gitarrenwuschel-Genre immer noch vorhandenen - Authentizitätszwang befreit hat: "Ich bin so dumm, ich weiß nicht mal, wer ich bin", singt er, einer der vielen T-Shirt-Sätze auf diesem Album. Trotz Rollenspiel und smarten Wortverdrehungen bleibt das Ganze thematisch leider doch mittelspannend, die Instagram-Kritik wirkt stellenweise wie eine Glosse im Cicero und das Geraune über Entfremdung und Scheitern am Zustand der Welt hört sich noch einen Tick zu bekömmlich an: Vor dem inneren Auge schunkeln trotz des grandios heiseren Geschreis Ina Müller und der Shantychor mit, die Bläser ufftatröten etwas zu platt in den Cortex, Jo Schück sitzt mit T-Shirt unterm Sakko daneben und spricht von "einem Ereignis". Unerwartet nah, ganz ohne Metaebene und Trompeten, kommt man Faber dann ganz am Ende möglicherweise doch noch, auf "Heiligabig ich bin bsoffe", seinem ersten und einzigen Song auf Schwyzerdütsch.