"Eva" von Verena Keßler:Bye-bye, Baby

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Die Autorin Verena Keßler verwandelt die Gleichzeitigkeit aus Apokalypse und Nachwuchs in wunderbare Literatur. (Foto: Paula Winkler)

Verena Keßler hinterfragt in ihrem Roman "Eva" den Sinn des Kinderkriegens und galant den des Lebens gleich mit.

Von Marlene Knobloch

Der Mensch, und daran muss man in diesen gesellschaftlich leicht aufgebrachten Zeiten vielleicht erinnern, ist widersprüchlich. Er schimpft auf den Kapitalismus und wettet mit ETF-Sparplänen auf dessen Wachstum. Er verflucht die Konzepte Fußball und Deutschland und freut sich über das Tor von Niclas Füllkrug. Er klebt sich an Asphalt fest, um gegen den hohen CO₂-Ausstoß zu demonstrieren, und setzt sich wenige Tage später in ein Flugzeug, um 12 000 Kilometer in den Urlaub zu fliegen. Oder er ist von baldigen Kriegen um Wasser, Dürreperioden und Flüchtlingsströmen aus unbewohnbaren Regionen sowieso ganz allgemein davon überzeugt, dass die Welt vor die Hunde geht, und wirft dennoch in diesen Turbo-Sinkflug namens Zukunft das am heißesten Geliebte, Wertvollste, Kostbarste des eigenen Universums hinein - Kinder. Wir wären ein einziger Misanthropen-Globus, gäbe es keine Kunst, die sich diesen himmelschreienden Widersprüchen liebevoll zu widmen wüsste, Kunst wie den Roman "Eva" von der Schriftstellerin Verena Keßler. Denn sie verwandelt die unerträgliche Gleichzeitigkeit aus Apokalypse und Nachwuchs in wunderbare Literatur.

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