In der öffentlichen Meinung haben sich zwei unversöhnliche Lager gebildet: Für die einen findet in Gaza ein Völkermord statt, für die anderen ein gerechter Krieg. Zur Unterstützung ihrer Behauptungen berufen sich beide Seiten auf harte Fakten und internationales Recht. Jedes Lager hat eigene Experten, Historiker und forensische Methoden. Für die einen ist der Vorwurf des Genozids nur der alte Antisemitismus im neuen Gewand, für die anderen der Verweis auf Antisemitismus eine zynische Instrumentalisierung, um Israels Verbrechen schönzureden. Eines aber haben beide Lager gemeinsam: unerschütterliche Gewissheit, moralisch auf der richtigen Seite zu stehen. Es hat sich ein Abgrund aufgetan, in dem nicht nur die unterschiedlichen Sichtweisen aufeinandertreffen, man kann sich nicht einmal mehr über die Realität einigen.
MeinungKrieg in Nahost:Völkermord? Im Ernst?
Gastbeitrag von Eva Illouz
Lesezeit: 12 Min.

Warum der Vorwurf des Genozids und des Aushungerns gegen Israel historisch falsch, unehrlich und antisemitisch ist.

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Der Nahostkonflikt sei nicht kompliziert, behaupten einige sonst differenzierte Geister. Ihre Schlüsse verkennen, dass gerade Komplexität die Bedingung für Wahrheit und Frieden ist.
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