Ob es in der Bundeswehr einen Literaturhistoriker gibt, der sich in der Geschichte der deutschsprachigen Lyrik im 20. Jahrhundert auskennt? „Wir. Dienen. Deutschland“ lautet die Parole der deutschen Streitkräfte seit dem Aussetzen der Wehrpflicht im Sommer 2011. Der Satz ist ein Appell, das poetische Genre entstand in den Fünfzigern und heißt „konkrete Poesie“. Deren Eigenheit besteht darin, dass nicht die Bedeutung, sondern das schiere Material der Sprache, ihre physische Gestalt, zum Gegenstand des Dichtens wird. Im Slogan der Bundeswehr geschieht dergleichen durch die drei Punkte. Sie machen aus einem gewöhnlichen Satz ein dreifaches Statement: Das erste heißt: „Wir sind eine Gemeinschaft.“ Das zweite beschwört den Nutzen des Militärs als etwas Unwidersprechliches. Das dritte handelt von Leuten, die, wie der Göttinger Aufklärer Georg Christoph Lichtenberg meinte, „das Wort Deutsch fast immer mit offenen Nasenlöchern aussprechen“.
Der Lyriker Eugen Gomringer wird 100:Immer auf dem Poesiepfad
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Eugen Gomringer erfand die konkrete Poesie als Ausdrucksform der Moderne, provozierte als Bewunderer von Blumen und Frauen ein Skandälchen – und prägt bis heute die Idee, dass ein Gedicht ein Gebrauchsgegenstand ist. Jetzt wird er 100.
Von Thomas Steinfeld

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