Einige meiner Freunde werden an diesem Tag weinen, andere werden immer noch stinkwütend sein. Manche werden sich vielleicht betrinken (mit europäischem Wein oder Bier), andere ihre Lieblingsstücke aus der europäischen Musik auflegen oder ihre Lieblingsstellen aus der europäischen Literatur lesen. Ich glaube, ich werde die Sache ignorieren, so tun, als wäre das ein ganz normaler Tag, obwohl er das nicht ist. Das ist kein Verleugnen und keine Gleichgültigkeit. Ich bedaure und beklage unseren Austritt aus Europa wie andere auch; ich halte ihn für einen Akt masochistischer Verblendung. Aber ich glaube auch, dass die Geschichte zyklisch verläuft; und weiter, dass das halbe Land meine Begeisterung und Bewunderung für Europa teilt, und dass dies alles überstehen wird, was unsere Regierung sonst noch an Torheiten für uns bereithält. Als wir 1973 dem Gemeinsamen Markt beitraten, war ich ein 27-jähriger Europhiler; 46 Jahre später bin ich ein noch größerer Europhiler. Mein einziger Vorsatz für dieses erste Jahr unserer Lossagung ist, dass ich noch mehr Zeit in Europa verbringe als sonst.
EU-Austritt von Großbritannien:Wir kommen wieder
Nun ist er da, der Brexit-Day. Ich werde nicht weinen und mich nicht betrinken. Und die Hälfte meines Landes wird nicht aufhören, europhil zu sein.
Gastbeitrag von Julian Barnes
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