Die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin Erna de Vries ist tot. Sie sei am frühen Sonntagmorgen in ihrem Haus in Lathen im Emsland gestorben, bestätigte ihre Tochter Ruth de Vries am Montag dem epd. Am 21. Oktober war Erna de Vries 98 Jahre alt geworden. "Wir haben mit meiner Schwester und meinem Bruder bei ihr gesessen. Sie hat viele Blumen bekommen und noch einige Besucher begrüßt." Vor einem Jahr habe ihre Mutter einen Schlaganfall erlitten und seitdem überwiegend im Bett gelegen, sagte Ruth de Vries.
Im Februar 2020 hatte sie zum letzten Mal vor Schülern von ihrem Leben und Überleben während der NS-Zeit berichtet, was für sie grundlegendes Anliegen war. Seit 1998 hatte Erna de Vries Hunderte Vorträge vor allem vor Jugendlichen, aber auch vor interessierten Erwachsenen gehalten. Noch mit 92 Jahren sagte sie 2016 vor Gericht als Zeugin gegen einen ehemaligen Wachmann im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz aus.
Erna de Vries wurde 1923 als Erna Korn als Tochter einer jüdischen Mutter und eines protestantischen Vaters in Kaiserslautern geboren. 1943 begleitete sie freiwillig ihre Mutter, die in das KZ Auschwitz deportiert und dort auch ermordet wurde. Erna de Vries wurde später in das KZ Ravensbrück gebracht und überlebte. Sie heiratete 1947 den Juden Josef de Vries (1908 - 1981), ebenfalls ein Holocaust-Überlebender. Sie erhielt neben weiteren Auszeichnungen 2014 das Bundesverdienstkreuz.