Dieser Theaterabend mauert erst mal, und zwar buchstäblich. Die ganze Bühne ist zugebaut mit einer Wand aus grauschwarzen Würfeln, wie ein Bollwerk gegen alles, was von außen kommen mag. Dann tut sich ein Schlitz auf, immer weiter, bis in dem offenen Fensterkasten das ganze Ensemble sichtbar wird. Zehn eng aneinandergedrückte Gestalten mit bleich geschminkten Gesichtern, alle bis auf einen in Schwarz, alle furchtsam und zum Fürchten. Es ist ein Gedrängel und Gemensch, aus dem heraus sie die ersten Sätze im Chor skandieren. Annonciert wird eine weltweite Politisierung der Justiz in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, von der sie umstandslos und in nun sich herausschälenden Rollen zu "ihrem" Fall kommen: dem Fall Martin Krüger, "in Deutschland, im Lande Bayern", so wie Lion Feuchtwanger ihn in seinem 1930 erschienenen Roman "Erfolg" bis in alle Verästelungen hinein erzählt.
"Erfolg" im Münchner Residenztheater:Wimmelbild der Körper
Stefan Bachmann inszeniert eine Adaption von Feuchtwangers "Erfolg" am Münchner Residenztheater. Eine Revue des Grauens, albtraumhaft, gespenstisch - und sehr unterhaltsam.
Von Christine Dössel
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