Süddeutsche Zeitung

"Entführung aus dem Serail":Wieder Ärger um Kušejs Inszenierung

Tenor Merto Sungu springt vor der Premiere in Bologna ab

Schon 2015 hatte Martin Kušejs Inszenierung der "Entführung aus dem Serail" bei der Premiere im südfranzösischen Aix-en-Provence für Aufruhr gesorgt. Der Regisseur und Intendant des Münchner Residenztheaters zog von Wolfgang Amadeus Mozarts Singspiel eine Parallele zum islamistischen Terror. Die allzu eindeutige Symbolik des IS wurde vor der Premiere jedoch von Bernard Foccroulle, dem Leiter des Festivals, aus der Inszenierung herausgestrichen; eine Diskussion um Zensur und die Freiheit der Kunst folgte. Martin Kušej selbst distanzierte sich von der Produktion und ließ verlauten, diese sei nur noch eingeschränkt als die seine zu bezeichnen.

Nun hat es am Teatro Comunale in Bologna wieder ein Problem mit eben dieser Inszenierung gegeben. Das italienische Opernhaus hat Kušejs Inszenierung aus Aix-en-Provence übernommen, die Premiere ist für den 20. Januar geplant. Allerdings ist der türkische Tenor Merto Sungu, der für die Rolle des Pedrillo besetzt war, aus der Produktion ausgestiegen. "Nachdem das Regiekonzept der 'Entführung aus dem Serail'-Produktion, sowie die zum Teil drastischen Eingriffe in das Original-Libretto des Stücks an die Künstler kommuniziert waren, hat sich Herr Sungu entschieden, sich aus diesem Projekt zurück zu ziehen", bestätigt dessen Agentur das Gerücht, das seit Beginn dieser Woche im Internet kursiert. Ausschlaggebend für Sungus Entscheidung seien sowohl persönliche als auch künstlerische Gründe, heißt es weiter von Seiten der Agentur. Anstelle von Merto Sungu wird nun der Österreicher Johannes Chum die Partie in Bologna übernehmen.

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Quelle:
SZ vom 05.01.2017 / arga
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