"Entartete Kunst" aus Ägypten:Filiale am Nil

Ein flammendes Manifest für die "entartete Kunst", im Ägypten des Jahres 1938? Eine Ausstellung in Düsseldorf zeigt die erstaunliche Weitsicht der Kairoer Surrealisten-Gruppe "Art et Liberté".

Von Sonja Zekri

Die Faschisten Europas wüteten rasend gegen die Kunst, aber Rettung war nah, nun ja, so nah auch wieder nicht, aber dafür umso begeisterter. Eine kleine, springlebendige Gruppe Künstler breitete im Jahr 1938 im winterlichen Ägypten ihre Arme aus für die Verfolgten des Westens, rief zum Widerstand auf und zur Solidarität: "Die Meisterwerke der zeitgenössischen Kunst von Cézanne bis Picasso (und in der Literatur von Heinrich Heine bis Thomas Mann), die Ausdruck von Freiheit und höchster menschlicher Werte sind, werden beleidigt und verboten", empörten sie sich. Kunst dürfe nicht in die Hände der Barbaren fallen, dürfe nicht Gegenstand "religiöser, rassistischer und nationalistischer Vorurteile" werden. Der Titel ihres Manifestes, veröffentlicht in Kairo am 22. Dezember 1938, war ein Fanal: "Es lebe die entartete Kunst!" Die Gruppe "Art et Liberté" war geboren.

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