"Encyclopædia Britannica" stellt Print ein:Angekommen im Digitalzeitalter

Nach 244 Jahren ist Schluss: Das Nachschlagewerk "Encyclopædia Britannica" wird keine neue Auflage in gedruckter Form erhalten. Die knapp 60 Kilogramm schwere Ausgabe von 2010 wird die letzte sein. Nun will das Unternehmen online angreifen.

Das Flaggschiff der Gutenberg-Galaxis fährt in den digitalen Hafen ein. Nach 244 Jahren wird der Druck der 1768 in Schottland erstmals publizierten Encyclopaedia Britannica eingestellt. Das Nachschlagewerk wird ab sofort nur noch in digitaler Form weitergeführt, wie der in Chicago beheimatete und an "Sears Roebuck" angeschlossene Verlag "Encyclopædia Britannica Inc." mitteilte.

"Encyclopædia Britannica" stellt Print ein: Das auflagenstärkste Jahr hatte die Encyclopædia Britannica 1990. Damals wurden 120.000 Exemplare verkauft.

Das auflagenstärkste Jahr hatte die Encyclopædia Britannica 1990. Damals wurden 120.000 Exemplare verkauft.

(Foto: AP)

Das Unternehmen habe "das Ende der gedruckten Ausgabe" des 32 Bände umfassenden Werks seit einiger Zeit vorhergesehen, sagte Unternehmenspräsident Jorge Cruz. Der Verlag werde sich nun auf die Publikation elektronischer Ausgaben und die Verbreitung seiner Schulbuchveröffentlichungen konzentrieren.

"Es wird Menschen geben, die diese Meldung traurig stimmt, auch aus nostalgischen Gründen", so Cruz. "Mit der Online-Ausgabe haben wir jetzt aber ein besseres Instrument, um das Wissen der Encyclopædia zu verbreiten."

The Sum of Human Knowledge darzustellen, also menschliches Wissen in möglichst großer Bandbreite, das war der Anspruch des renommierten Nachschlagewerkes. Das beste Jahr für den Verlag war laut Cruz 1990, als 120.000 Ausgaben verkauft wurden. 1996 waren es allerdings nur noch 40.000.

Knapp 60 Kilogramm wiegt die 32 Bände umfassende Ausgabe aus dem Jahr 2010, in der neue Einträge zu den Themen "Erderwärmung" und "Humangenomprojekt" verzeichnet sind. Für die letzte gedruckte Ausgabe werden im Onlineshop der Britannica umgerechnet rund 1400 Euro verlangt.

Vor elf Jahren trat jedoch die Konkurrenz in Form des freien Online-Lexikons Wikipedia auf den Plan, die mit ihrem kostenlosen Angebot und dem Schwarmprinzip zu einer weithin vertrauenswürdigen Wissensquelle wurde. Auch bei der Fehlerquote in den einzelnen Lexikon-Einträgen konnte es das Online-Nachschlagewerk zuletzt mit der Encyclopædia Britannica aufnehmen. Durchschnittlich fanden sich 2,92 Fehler in den aktuellen Beiträgen der Britannica, bei Wikipedia waren es zum selben Zeitpunkt 3,62.

Zum Ende der Print-Ausgabe der Encyclopædia Britannica ist der Zugriff auf die Online-Ausgabe für eine Woche kostenlos.

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