Empfehlungen der SZ.de-Redaktion:Geschenketipps zum Fest

Sie suchen noch Weihnachtsgeschenke und zerbrechen sich mal wieder ergebnislos den Kopf darüber? Lassen Sie sich einfach von unseren Tipps inspirieren - zum Lesen, Hören, Ansehen und Spielen.

11 Bilder

"bad boys"

Quelle: Schwarzkopf & Schwarzkopf

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Gerhard Matzig, Feuilletonredakteur, empfiehlt den Bildband

"Bad Boys. Eine Hommage an die besten bösen Jungs der Welt" von Birgit Krols

Worum geht's? "Ich hatte nie Probleme mit Drogen. Ich hatte Probleme mit der Polizei." Sagt Keith Richards. Warren Beatty meint dazu: "Meine Idealvorstellung von einer Ehefrau mit vierzig ist, dass es einem Mann möglich sein sollte, sie zu wechseln - wie eine Banknote, in zwei Zwanziger." Und George Best ergänzt: "Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst." Richtig, das Buch bietet eine Ansammlung dummer, sexistischer, verwerflicher und obendrein gestriger Macho-Dinosaurier. Es ist klischeehaft und antiintellektuell, indezent und sogar gesellschaftsschädigend. Kurz: großartig. Der Bildband zollt den größten Bad Boys der Geschichte Tribut: Schauspielern, Sportlern, Künstlern, Musikern - alle in ihrer jeweiligen Lieblingsrolle zwischen genialer Rebellion und trivialer Arschlochhaftigkeit. Das Buch ist voll mit Lederjacken, Autos, Motorrädern, Zigaretten, Schnaps und extrem idiotischen Sprüchen von Leuten, die man sehr gerne auf einer Party treffen würde.

Wer freut sich darüber? Frauen, die ihre Männer domestiziert haben und sich jetzt wundern, dass sie eine Tüte laktosearmer Schafsmilch begehrenswerter finden als ihre Männer.

Sonic Highways

Quelle: RCA

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Daniel Lehmann, Praktikant in den Ressorts Kultur und Medien, empfiehlt das Album

"Sonic Highways" von den Foo Fighters

Wie klingt's? Seit dem Doppel-Album "In Your Honor" von 2005, das einen harten und einen akustischen Part enthält, konnte man eine zunehmende Balladisierung bei den Foo Fighters erkennen. Alsbald fürchteten manche, die US-Rocker würden sich langsam zurückziehen und fortan als gemütliche Altherren-Musiker auftreten - was ihnen niemand verdenken könnte, schließlich feiert die Band um Ex-Nirvana-Drummer Dave Grohl 2015 bereits ihr 20-jähriges Jubiläum. Auf "Sonic Highways" gelingt aber die Synthese aus der Dynamik und Rotzigkeit der ersten Platten und den großen Mainstream-Melodien, die die Konzerthallen und Stadien dieser Welt füllen. Eine ähnliche Mischung haben die Foo Fighters schon mal hinbekommen: im nach wie vor grandiosen Song "Everlong". Den gibt's nun auf 42 Minuten Länge.

Wer freut sich darüber? Foo-Fighters-Fans der ersten, zweiten und letzten Stunde (also genau genommen alle). Menschen, die anstelle von Nickelback auch mal guten Rock hören wollen. Jeder, der seine Ohren von Helene-Fischer-Gedudel erlösen möchte.

Gone Girl

Quelle: Fox

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Carolin Gasteiger, Mitarbeiterin in den Ressorts Kultur und Medien, empfiehlt den Film

"Gone Girl"

Worum geht's? David Finchers düstere Kinoversion über ein Paar, das sich anfangs so viel, irgendwann aber nichts mehr zu sagen hat. Und Fincher, Chefzyniker des amerikanischen Kinos, erstickt alle Illusionen von trauter Zweisamkeit im Keim. Ein packender Thriller, der den Zuschauer einfach nicht loslässt. Und Neil Patrick Harris ist mal nicht als balzenden Barney Stinson zu sehen, sondern in einer bitterernsten Rolle.

Wer freut sich darüber? Alle, die Gillan Flynns Buchvorlage nicht gelesen haben. Und frisch Getrennte.

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Quelle: ludonaute/asmodee

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Daniel Wüllner, Redakteur Leserdialog, empfiehlt das Brettspiel

"Colt Express"

Worum geht's? Es geht um das klischeehafteste Thema im Wilden Westen: den Zugüberfall. Zwei bis sechs Spieler versuchen ihren Banditen möglichst planvoll über Eisenbahnwaggons zu steuern. Dabei werden die Züge der Figuren durch das Auslegen von verdeckten Karten im Voraus "programmiert": Eine Leiter hochklettern, zum nächsten Waggon springen und dann nach rechts schießen. Aber ob die gegnerische Figur beim Feuern des Colts noch dort steht, wo vermutet, ist ungewiss. Wer am Schluss die fetteste Beute ergattert, gewinnt das Spiel.

Wer freut sich darüber? Der "Colt Express" holt die ganze Familie ab: Zunächst freuen sich die Kinder darüber, den dreidimensionalen Zug unter Aufsicht der Eltern aufzubauen. Dann starten die ersten zaghaften Spielversuche der Kleinen. Der Zug kommt ins Rollen. Während die Eltern die Spielregeln erklären, wird ihnen bewusst, dass es sich nicht um ein angestaubtes Brettspiel handelt, sondern um Spielspaß.

"Colt Express" (Asmodee) ist für 2-6 Spieler ab 10 Jahren gedacht und spielt sich in 40 Minuten. Hier finden Sie die Anleitung.

Boyhood

Quelle: Universal

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Paul Katzenberger, Kultur- und Medienredakteur, empfiehlt den Film

"Boyhood"

Worum geht`s? Wie man mit cleverer Reduktion die Wirkung von Spielfilmen steigert, hat Richard Linklater schon in seiner "Before"-Trilogie" bewiesen. In dem Film "Boyhood", für den er bei der Berlinale in diesem Jahr Beifallsstürme erntete, übertrifft sich der amerikanische Regisseur nun selbst. Denn eigentlich könnte die Coming-of-age-Geschichte von Mason (gespielt von Ellar Coltrane) kaum banaler sein. Es ist das Drama eines von Millionen Scheidungskindern, das mit unzuverlässigem Vater (Ethan Hawke) und beharrlicher Mutter (Patricia Arquette) aufwächst. Linklater erzählt vor allem von den Beiläufigkeiten des Alltags, die sich stetig aneinander reihen.

Dennoch ist "Boyhood" ein spektakulärer Film geworden, was hauptsächlich daran liegt, dass er über einen Zeitraum von zwölf Jahren entstanden ist. Die Wirkung ist gewaltig, sieht der Zuschauer den Schauspielern doch buchstäblich dabei zu, wie sich nicht nur ihre Figuren entwickeln, sondern auch sie selbst: Aus den pausbäckigen Kindern, zu denen neben Ellar auch Linklaters Tochter Lorelei zählt, werden idealistische Teenager und aus ihren Erzeugern, die zunächst mit ihrer eigenen Jugend kämpfen, abgeklärte Erwachsene. Und so vermittelt "Boyhood" ein Gefühl für etwas, was sich so schwer reproduzieren lässt: das schöpferische und zugleich nagende Regiment der Zeit.

Wer freut sich darüber? Alle, die ihre eigene Jugend Revue passieren lassen wollen. Vielleicht auch Buddhisten, die in diesem sehr westlichen Film ihre These bestätigt finden, dass es im Leben darauf ankommt, im Hier und Jetzt zu leben.

„Bilder deiner großen Liebe“ von Wolfgang Herrndorf

Quelle: rowohlt

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Matthias Kohlmaier, Mitarbeiter in den Ressorts Kultur und Medien, empfiehlt das Buch

"Bilder deiner großen Liebe" von Wolfgang Herrndorf

Worum geht's? Bis kurz vor seinem viel zu frühen Tod im August 2013 hat Wolfgang Herrndorf sich dagegen gewehrt, dass seine unfertige Erzählung mit dem Arbeitstitel "Isa" posthum veröffentlicht wird. "Keine Fragmente aufbewahren, niemals Fragmente veröffentlichen. Niemals Germanisten ranlassen", schrieb er in seinem Blog "Arbeit und Struktur". Schlussendlich ließ er sich doch noch von einer Veröffentlichung überzeugen - unter dem noch vom Autor gewählten Titel "Bilder deiner großen Liebe" ist der Text im September erschienen. Er erzählt die berührende Geschichte vom bereits aus Herrndorfs Roman "Tschick" bekannten Müllmädchen Isa und ihrer ziellosen Reise durch eine Welt, in die sie einfach nicht zu passen scheint.

Wer freut sich darüber? Jeder, der zumindest hin und wieder an den in unserer Gesellschaft gängigen Werten, Rechten und Pflichten (ver)zweifelt.

Netflix

Quelle: Netflix

7 / 11

Michael König, Politikredakteur und Homepage-Chef, empfiehlt einen

Netflix-Zugang

Worum geht's? Um maximales Fernsehvermögen bei der gleichzeitigen Minimierung rechtlicher Risiken. Es ist ja so: Viele Menschen schauen amerikanische TV-Serien. Die sind sehr gut, laufen im deutschen TV aber nur mit erheblicher Verzögerung und gruseliger Synchronisation. Deshalb greifen Serienfans auf kostenlose Streaming-Portale im Internet zurück, die eine miese Bildqualität und massenhaft dubiose Werbung aufweisen. Der Nutzer bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. Ihn plagt zusätzlich das schlechte Gewissen, den Serienhersteller für die hochklassige Ware nicht zu belohnen. Deshalb: Netflix verschenken. Netflix löst das Problem. Für relativ wenig Geld (ab 7,99 Euro) gibt es dort viele gute Serien - Fargo, Sons of Anarchy, House of Cards, Derek - auf Abruf. Ganz legal, jederzeit, benutzerfreundlich, in toller Bildqualität. Im Browser und auch auf dem normalen TV-Gerät, entsprechende Technik vorausgesetzt. Die Zukunft des Fernsehens hat schon begonnen.

Wer freut sich darüber? Serienjunkies, von denen Sie schon mal folgenden Satz gehört haben: "Ich würd ja auch dafür zahlen, aber ..." Sowie alle, die sich vom Netflix-Angebot angesprochen fühlen. Manche Kracher gibt es dort nicht. Grund ist ein Lizenz-Hickhack, der aber auch die Konkurrenten wie Watchever oder Sky Snap betrifft. Tipp: Ein amerikanischer Netflix-Zugang kann helfen, das Angebot dort ist größer. Aber dazu braucht man einen VPN-Zugang. Und das ist auch schon wieder: rechtliche Grauzone.

"Die Interessanten“ von Meg Wolitzer

Quelle: Dumont

8 / 11

Irene Helmes, Mitarbeiterin im Reise-Ressort, empfiehlt den Roman

"Die Interessanten" von Meg Wolitzer

Worum geht's? Im Teenageralter und mit Anfang Zwanzig erscheint fast alles möglich. Wer Selbstbewusstsein, Fantasie und optimistische Freunde hat, sieht eine aufregende Zukunft vor sich. Dann kommt das Leben. Und das Vergleichen mit den Anderen. Neid fasziniere sie, hat Autorin Meg Wolitzer in einem Interview gesagt, "aber nicht dieser große, offene, sondern vielmehr dieser leise Neid, den man Menschen gegenüber empfindet, die man wirklich liebt". Den Variationen dieses Gefühls geht sie nun in einem melancholisch-sarkastischen 600-Seiten-Roman nach. "Die Interessanten" sind in den 1970ern ein paar unzertrennliche junge New Yorker, die sich selbst für, ja genau, äußerst interessant halten. Sie werden lernen, dass es nicht nur darauf ankommt - und dass nicht jeder seinen Ambitionen gerecht wird. Als Kulisse dient jede Menge Zeitgeist der vergangenen Jahrzehnte. Die Protagonisten sind urbane (Möchtegern-)Kreative, die Grundfrage aber bleibt elementar: Passt das Leben, dem man hinterjagt, überhaupt zu einem?

Wer freut sich darüber? Menschen ab Ende Zwanzig, denen die Sitcom "Friends With Better Lives" zu diesem Thema doch zu albern ist. Ob Wolitzer dem zuletzt oft bemühten Vergleich mit Jonathan Franzen standhalten kann, müssen dessen Fans natürlich selbst entscheiden.

True Detective

Quelle: HBO

9 / 11

Carolin Gasteiger, Mitarbeiterin in den Ressorts Kultur und Medien, empfiehlt die Serie

"True Detective"

Worum geht's? In einem Maisfeld liegt eine Leiche, arrangiert mit aufgemaltem Symbol und einem Hirschgeweih als Krone. Matthew McConaughey und Woody Harrelson versuchen als Provinzpolizisten, den Ritualmord aufzuklären. Und sind dabei selbst ein Paar, so ungewöhnlich und "bizarr wie der Mord", schrieb die New York Times. In acht Folgen schildert Nic Pizzolatto die Geschichte aus zwei Perspektiven - dem Damals, als der Mord 1995 passierte, und dem Jetzt, in dem die beiden 17 Jahre später von Kollegen verhört werden. Mysteriös, düster, unglaublich langsam erzählt - aber ebenso unglaublich spannend.

Wer freut sich darüber? Fans von Verschwörungstheorien und alle Anhänger des "audiovisuelles Eimersaufens".

Mr Selfridge

Quelle: Universal

10 / 11

Kathleen Hildebrand, Mitarbeiterin in den Ressorts Kultur und Medien, empfiehlt die Serie

"Mr Selfridge"

Worum geht's? Um das luxuriöse Londoner Kaufhaus "Selfridge's", dessen Personal und die Familie seines Gründers. Der amerikanische Unternehmer Harry Gordon Selfridge schlägt 1906 wie ein Kugelblitz in London ein. Die blasierte Oberschicht, die er zu seiner Kundschaft machen will, findet ihn vulgär und seine Angestellten verunsichert Selfridge mit einem grenzenlosen Optimismus, den er mit strahlendem Business-Man-Grinsen auch dann noch erfolgreich simuliert, wenn kurz vor der Eröffnung sein Finanzier abspringt. Jeremy Piven spielt Selfridge mit so überwältigendem Charme, dass man versucht ist, Betriebsräte als neumodischen Quatsch zu verwerfen, wie Selfridge es tut. Wer braucht Mitarbeitermitbestimmung, bei so einem fröhlichen Patriarchen, der streng, aber gerecht über das Wohl seiner Angestellten wacht? "Mr Selfridge" ist britisches Kostümfernsehen vom Allerfeinsten: fantastische Schauspieler (eine Entdeckung: Aisling Loftus als großäugige, stotternde Verkäuferin), herrliche Ausstattung und ein das-Jahrhundert-beginnt-Schwung, den Historienfernsehen noch nie besser hinbekommen hat.

Wer freut sich? Alle, die "Downton Abbey" zwar auch in der siebten Staffel noch treu bleiben werden, aber eigentlich schon einschlafen, wenn im Vorspann das Rosenblatt vom Blumenstrauß auf der edwardianischen Kommode fällt.

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Quelle: Richard McGuire/Dumont

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Daniel Wüllner, Redakteur Leserdialog, empfiehlt die Graphic Novel

"Hier" von Richard McGuire

Worum geht's? Kinderbücher, Animationsfilme und Cover für den New Yorker. Der Illustrator Richard McGuire ist in Deutschland leider nur wenigen bekannt. Für Art Spiegelmans (Maus) revolutionäres Comicmagazin RAW hat McGuire 1989 den sechsseitigen Comic "Here" gezeichnet, der mit den Konventionen der Erzählform bricht. Auf dem ersten Bild ist ein leeres Wohnzimmer zu sehen. Im zweiten Bild ergänzt McGuire eine Jahreszahl "1957" und füllt den Raum mit Figuren aus dem entsprechenden Jahrzehnt. In jedem weiteren Bild ergänzt er kleinere Rahmen, die den Leser zwar in denselben Raum blicken lassen, aber in eine andere Zeit. Jedes Panel im Panel bekommt seine eigene Zeitkoordinate. Die einzige Konstante bleibt das Wohnzimmer. So entzieht McGuire dem Comic seine natürliche Form, das zeitliche Nacheinander, und schenkt ihm dafür etwas Neues: die Gleichzeitigkeit. Zum 25. Jubiläum des Comics erscheint nun ein 300-seitiger Band.

Wer freut sich darüber? Über "Hier" von Richard McGuire freut sich jeder intelligente Leser, der nach Italo Calvinos "Wenn ein Reisender in einer Winternacht" mehr will. Jeder, der nicht nur an Geschichten, sondern auch an Erzählmustern interessiert ist.

© SZ.de/mkoh/leja
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