Emmy-Verleihung 2011:Aus der Tiefe ihrer Herzen

Werber gegen Gangster, ein aufgeräumter Musical-Star als Gastgeber und ein noch aufgeräumterer Charlie Sheen: In Los Angeles wurden die wichtigsten Fernsehpreise der Welt verliehen - auch Größen der Kinowelt wie Kate Winslet und Martin Scorsese konnten sich freuen.

Emmys für Martin Scorsese und Kate Winslet: Die beiden Hollywoodgrößen dürfen außer ihrem Oscar jetzt auch den begehrten Fernsehpreis in die Vitrine stellen. Scorsese (Departed - Unter Feinden) wurde in der Nacht zum Montag in Los Angeles für die erste Staffel des Gangsterdramas Boardwalk Empire ausgezeichnet. Kate Winslet gewann als Hauptdarstellerin der fünfteiligen Dramaserie Mildred Pierce. Die Siege der großen Kinonamen gehörten zu den Höhepunkten einer unterhaltsamen Award-Show - auch weil Kate Winslet sich im roten Kleid besonders ausgelassen freute. Ganz unvorbereitet sei sie gewesen, sagte die sichtlich gutgelaunte Gewinnerin später.

Es war ein Abend der kleinen und großen Aufreger im Nokia Theater in Los Angeles. So kam es zwischen Alec Baldwin und dem Sender Fox zum Eklat. Fox nahm einen Witz über den Abhörskandal um Rupert Murdoch aus der Aufzeichnung, die Baldwin zur Eröffnung der Gala zeigen sollte. Empört sagte der Schauspieler die Teilnahme an der dreistündigen Live-Sendung ab und informierte seine Fans über den Kurznachrichtendienst Twitter.

So bekam Baldwin auch nicht direkt mit, dass in der wichtigsten Kategorie - bestes Drama - eine Serie gewann, die darauf abonniert zu sein scheint. Mad Men errang zum vierten Mal in Folge den Sieg. Die Serie um eine New Yorker Werbeagentur in den 1960er Jahren läuft seit 2007 in den USA und seit 2009 auch in Deutschland. Das Nachsehen hatte an dieser Stelle Boardwalk Empire, das mit insgesamt 18 Nominierungen in die Ausscheidung gegangen war, Mad Men sogar mit 19.

Bei den Fernsehkomödien wiederholte die in Deutschland unbekannte Satire Modern Family ihren Erfolg von 2010. Außer dem Emmy für die beste TV-Komödie heimste die Geschichte vom bunten Alltag dreier Familien die beiden Nebendarstellerpreise ein. Sie gingen an Ty Burrell und Julie Bowen, die in Modern Family ein Ehepaar spielen. Weitere Preise wurden Regisseur Michael Alan Spieler und den beiden Drehbuchautoren Steve Levitan und Jeffrey Richman überreicht.

Das satirische "Nachrichtenprogramm" des Politkomödianten Jon Stewart (The Daily Show With Jon Stewart) stach zum neunten Mal alle Konkurrenz aus, darunter auch die populäre Samstagabendshow Saturday Night Life mit Tina Fey.

Die Emmys wurden in einer insgesamt unterhaltsamen Show zum 63. Mal von der Amerikanischen Fernsehakademie verliehen. Durch das Programm führte die Schauspielerin Jane Lynch, die vor einem Jahr einen Emmy für ihre Rolle in der Musicalserie Glee entgegengenommen hatte - und erntete für ihren Auftritt viel Lob.

Für besondere Überraschung sorgte allerdings eine wahre Skandalnudel: Zu den Promis, die die Gewinner bekanntgaben, gehörte Charlie Sheen. Er ließ es sich nicht nehmen, seinen Kollegen von der Sitcom Two and a Half Men noch einmal offiziell Erfolg für die bevorstehende Saison zu wünschen - und zwar "aus der Tiefe meines Herzens". Das war allerdings ein großer Showmoment. Sheen zog damit einen Schlussstrich unter eine monatelange Schlammschlacht, nachdem er wegen Beleidigung des Serien-Produzenten vor die Tür gesetzt worden war.

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