"V13" von Emmanuel Carrère:Eine Art von Heimkehr

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Ein Pariser hält vor der Bataclan-Konzerthalle eine Blume hoch, am sechsten Jahrestag der Terroranschläge vom November 2015. (Foto: Kiran Ridley/Getty Images)

Mit "V13" legt Emmanuel Carrère einen fulminanten Bericht über den Prozess um die Terroranschläge in Paris 2015 vor - ein Buch, das lange gefehlt hat und nun zur Versöhnung beitragen kann.

Von Nils Minkmar

In den Buchhandlungen von Paris liegt es in stolzen Stapeln direkt neben der Kasse, denn es ist jetzt schon das Buch des Herbstes und noch so viel mehr. Unter dem an einen Science-Fiction-Roman erinnernden Titel "V13" legt Emmanuel Carrère einen Band vor, der bescheiden als "Gerichtschronik" ausgewiesen ist, dabei alles enthält, was ein Buch einem geschundenen Land zu geben vermag. Es ist seine Erzählung jener zehn Monate, die er als Beobachter beim großen Terrorprozess über die Attentate vom 13. November 2015 in Paris zugebracht hat, und genau jenes Buch, das die ganze Zeit gefehlt hat - ohne dass man gewusst hätte, dass es fehlt. Der Titel ist die Abkürzung für Vendredi13, denn die Anschläge geschahen an einem unglückseligen Freitag. Schon das waghalsig dimensionierte Verfahren veränderte das Land: 14 Angeklagte, 1800 Nebenklägerinnen und Nebenkläger, 350 Anwältinnen und Anwälte, vom September 2021 bis Juni 2022 blockierten die Sicherheitsmaßnahmen den Verkehr in der Innenstadt von Paris. Aber Carrère fügt dem Ganzen die entscheidende Dimension hinzu, die kulturelle Deutung, die Moral der Geschichte.

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