Literatur:Emine Sevgi Özdamar erhält den Georg-Büchner-Preis

Literatur: Emine Sevgi Özdamar bei der Verleihung in Darmstadt.

Emine Sevgi Özdamar bei der Verleihung in Darmstadt.

(Foto: Helmut Fricke/dpa)

Kulturstaatsministerin Claudia Roth würdigt die Schriftstellerin als "sprachmächtige, meisterhafte Erzählerin".

Die Schriftstellerin Emine Sevgi Özdamar ist am Samstag in Darmstadt mit dem Georg-Büchner-Preis 2022 ausgezeichnet worden. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte in Berlin, als "sprachmächtige, meisterhafte Erzählerin" habe Özdamar mit ihrem hochpoetischen Sound die deutsche Literatur um neue, andere und überraschende Perspektiven bereichert. Die Autorin sei eine wichtige Vermittlerin zwischen den Kulturen. Özdamar sei eine herausragende Autorin, "der die deutsche Sprache und Literatur neue Horizonte, Themen und einen hochpoetischen Sound verdankt", begründete die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ihre Entscheidung.

Özdamar wurde am 10. August 1946 in Malatya in der Türkei geboren und wuchs in Istanbul und Bursa auf. 1965 kam sie erstmals nach West-Berlin. Von 1967 bis 1970 nahm sie Schauspielunterricht in Istanbul, in ihren ersten Rollen trat sie in Stücken von Bertolt Brecht und Peter Weiss auf. Nach dem Militärputsch in der Türkei 1971 ging Özdamar 1975 an die Ost-Berliner Volksbühne. Später arbeitete sie in Avignon und Paris und von 1979 bis 1984 am Bochumer Schauspielhaus unter der Intendanz von Claus Peymann. Ein Text aus ihrem 1992 erschienenen Romandebüt "Das Leben ist eine Karawanserei - hat zwei Türen - aus einer kam ich rein - aus der anderen ging ich raus" brachte ihr mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis 1991 den literarischen Durchbruch. Die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin, Schauspielerin und Theaterregisseurin lebt in Deutschland, der Türkei und Frankreich.

In ihrer Dankesrede sagte Özdamar laut Redemanuskript, jeder Mensch habe einen persönlichen Himmel, in dem nicht nur die Sterne, sondern auch die Menschen, die ihn sehr berührt hätten, ständig leuchteten. Einer dieser Menschen sei für sie "mein Bruder Georg Büchner". Erfahren habe sie von ihm, als sie 1968 aus Berlin nach Istanbul zurückgekehrt sei und dort die Schauspielschule besuchte. Ein Lehrer habe ihr empfohlen, den Autor zu lesen, der bereits mit 23 Jahren im Exil gestorben ist.

Der mit 50 000 Euro dotierte Büchner-Preis gilt als bedeutendster deutscher Literaturpreis. Die Auszeichnung wurde erstmals 1923 vergeben, im vergangenen Jahr an den österreichischen Schriftsteller und Übersetzer Clemens J. Setz.

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