Vielleicht hätte Wolfgang Thierse mal Emilia Roig lesen sollen, ehe er sein Manifest weißer Fragilität veröffentlichte. Es müsse endlich Schluss sein mit der Diktatur der Minderheiten, die nur fühlen, aber nicht denken, schrieb er sinngemäß in einem Zeitungsbeitrag und entwarf ein geradezu klassisches Gegeneinander von Biografie, Emotion und Betroffenheit (das Wort gibt es noch) auf der Minderheitenseite und Vernunft, Aufklärung, Wissen auf seiner Seite. Dass Thierse die eigene Perspektive für objektiv und selbstverständlich segensreich für das Gemeinwohl hält, während die anderen lediglich Partikularinteressen folgten und den sozialen Frieden gefährdeten - auch dies hätte er nach ein paar Seiten "Why We Matter" als altmodische Abwehrstrategie erkannt.
Emilia Roigs Buch "Why We Matter - Das Ende der Unterdrückung":Ozeanisches Miteinander
Privilegien sind das, was man nicht mehr bemerkt, wenn man es hat: Wohltuend unaufgeregt und optimistisch mischt sich Emilia Roig in die Debatte um Repräsentation und Vielfalt ein.
Von Sonja Zekri
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