"Alles in allem" von Emanuel Maeß:Götter im Exil

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Darf man so mit den Göttern, Zeiten und Menschen spielen, so umstandslos die Grenzen in heilige Zonen überschreiten? Man darf alles, wenn man es kann, und Emanuel Maeß hat seine Art: Claude Lorrains Gemälde "Blick auf Delphi mit einer Prozession" von 1645. (Foto: All mauritius images/Art Heritage)

Der diskrete Charme der altsprachlich-theologischen Bildungsdiskurse: Emanuel Maeß' Roman "Alles in allem" ist eine staunenswerte Rarität in der Gegenwartsliteratur.

Von Hubert Winkels

Wie kann man eigentlich bei inspiriertem Sprechen und Schreiben Frechheit von Beseligung unterscheiden? Im Zweifel gar nicht. Emanuel Maeß ist ein von schweren kulturhistorischen Pharmaka angetriebener, ja beseelter Schreiber. Er greift durch alle gängigen zeitgenössischen Darstellungsformen hindurch gleich zu den stärksten Mitteln, namentlich, in kleiner Auswahl: zu Parmenides und Platon, zum Evangelisten Johannes und dem Johannes der Apokalypse, zu den Neuplatonikern Plotin, Proklos und Pseudo-Dionysos Areopagita, zu Mechthild von Magdeburgs Gottesminne bis hin zu Hölderlin, Jean Paul und T. S. Eliot in fast noch unseren Jahren. Drunter tut es der noch junge Mann aus Berlin nicht. Aber er spricht heutig mit diesen fremden Dikta und fern scheinenden Ideen, heutig mit einer Drehung ins Absonderliche. In dieser Hinsicht ist Emanuel Maeß frech.

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