Eklat in Cannes:Lars von Trier ist "Persona non grata"

Nach seinen jüngsten Äußerungen über Adolf Hitler und die Nazis erklärt die Festivalleitung in Cannes den dänischen Regisseur Lars von Trier zur "unerwünschten Person". Im Jahr 2000 hatte sie ihm noch eine Goldene Palme verliehen.

Der dänische Regisseur Lars von Trier ist vom Festival in Cannes nach seinen jüngsten Äußerungen über Adolf Hitler und die Nazis offiziell zur "unerwünschten Person" erklärt worden. Ab sofort gelte von Trier als "Persona non grata", teilte das Festival am Donnerstag mit.

Der 55 Jahre alte Däne hatte auch in der Vergangenheit schon wiederholt für Skandale in Cannes gesorgt. Die jüngsten Kommentare des Filmemachers seien "nicht akzeptabel, nicht tolerierbar und stehen im Gegensatz zu den Idealen der Humanität und Großzügigkeit" des Festivals, heißt es in der Erklärung. Die Organisatoren verurteilten die Aussagen aufs Schärfste.

Es ist ein bislang beispielloser Schritt für das Festival, das den Regisseur im Jahr 2000 für seinen Film Dancer in the Dark mit der Goldenen Palme ausgezeichnet hatte. Aus der Stellungnahme ging nicht hervor, ob damit auch von Triers neuester Film Melancholia von dem Wettbewerb ausgeschlossen ist und somit keinen Preis mehr erhalten kann.

Der dänische Regisseur hatte am Mittwoch in Cannes für Entsetzen gesorgt, als er sagte, dass er Adolf Hitler verstehen könne und mit diesem sympathisiere.

Nach der Premiere seines Films Melancholia auf einer Pressekonferenz zu seinen deutschen Wurzeln befragt, setzte der Filmemacher zu einem bizarren Monolog an, der in dem Satz gipfelte: "Okay, ich bin ein Nazi." Weiterhin sagte er über Adolf Hitler: "Natürlich, er hat falsche Dinge getan, aber ich kann ihn auch sehen, wie er da am Ende in seinem Bunker hockt. Ich glaube, ich verstehe den Mann. Er ist nicht unbedingt das, was man einen guten Kerl nennt. Aber ich verstehe vieles an ihm und kann mich sogar ein bisschen in ihn einfühlen."

Der Däne hatte sich für diese Äußerungen bereits am Mittwochabend über seine Agentur entschuldigt: "Wenn ich heute Morgen jemanden durch meine Worte verletzt habe, möchte ich mich aufrichtig entschuldigen. Ich bin weder antisemitisch, habe keine rassistischen Vorurteile, noch bin ich ein Nazi."

Der Ausfall hatte begonnen, nachdem er von einem Journalisten zu früheren Äußerungen befragt wurde, in denen der Regisseur ein Interesse an Nazi-Ästhetik bekundet hatte. Noch während der Pressekonferenz hatte von Trier versucht, richtigzustellen: "Ich bin nicht für den Zweiten Weltkrieg, und ich bin nicht gegen Juden. Ich bin sogar sehr für die Juden. Oder nein, so doll nun auch wieder nicht. Schließlich geht einem Israel wirklich auf die Nerven."

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