Süddeutsche Zeitung

Eklat:Bärfuss kritisiert Schweizer Buchpreis

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Der Schweizer Autor stellt die Unabhängigkeit der Jury in Frage. Auch die Veranstaltung zum zehnten Jubiläum des Preises fand er unwürdig. Er fordert die Abschaffung der Auszeichnung.

Der Schweizer Schriftsteller Lukas Bärfuss fordert, den Schweizer Buchpreis "in seiner heutigen Form" abzuschaffen. In einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom Dienstag wirft er den Veranstaltern - dem Verein Literatur Basel und dem Schweizerischen Buchhändler- und Verlegerverband (SBVV) - vor, Druck auf die Jury auszuüben. Deren Vertreter nähmen nicht nur an den Jury-Sitzungen teil, sondern auch Einfluss auf die Entscheidungen der Juroren. Autorinnen und Autoren, die sich um den Preis bewerben, müssten künftig damit rechnen, "dass keine unabhängige Jury, sondern Verbandsfunktionäre über Wohl und Wehe, über Nominierte und damit Preisträger entscheiden". Er fordert "Untersuchungen" durch "Geldgeber und Veranstalter". Unwürdig erschienen Bärfuss auch die Veranstaltung zum zehnten Jubiläum des Preises am Vorabend der Verleihung und eine dort vorgetragene Kritik an dem Nominierten Urs Faes, der daraufhin der Preisverleihung fernblieb. Die Autorin Melinda Nadj Abonji soll gehindert worden sein, auf das Fehlen Faes hinzuweisen. Lukas Bärfuss hat selbst 2014 den Schweizer Buchpreis für seinen Roman "Koala" erhalten.

SBVV und Literatur Basel räumten in einer Medienmitteilung ein, die Feier am Vorabend sei "missglückt" gewesen. Moderatorin Nicola Steiner habe sich aber bei Urs Faes entschuldigt. Melinda Nadj Abonji sei nur an einem Statement gehindert worden, weil eine solche "Intervention kryptisch bleiben muss und letztlich allen schadet". Die schweren Vorwürfe gegen die Jury seien "unhaltbar". SBVV-Geschäftsführer Dani Landolf sagte dazu: "Seit zehn Jahren bin ich Beisitzer an den Jury-Sitzungen. Ich habe mich dabei nie inhaltlich an den Diskussionen beteiligt noch je auf die Jury irgendwelchen Druck ausgeübt. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich irgendjemand unserer Jury-Mitglieder dies hätte gefallen lassen. Dass der Vorwurf der Einflussnahme des SBVV absurd ist, zeigt schon die Tatsache, dass in zehn Jahren der Schweizer Buchpreis nur einmal an einen Schweizer Verlag ging."

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SZ vom 22.11.2017 / SZ
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