Da kommt ein Roman daher, er heißt "Aus und davon", es handelt sich um einen ganz normalen Familienroman, und trotzdem denkt man: das ist der Roman der Stunde. Klingt seltsam? Dann liegt es vermutlich daran, dass wir die alltägliche Reparatur gesellschaftlicher Kollateralschäden nicht so richtig ernstnehmen. Die Literatur war schon immer ein guter Seismograph für gesellschaftlichen Wandel, gerade dann, wenn sie ihn nicht bei den Hörnern packen wollte. Die alte Frage von Ferne und Nähe, Immaterialität und Leiblichkeit stellt sich zum Beispiel in der Corona-Pandemie mit neuer Dringlichkeit, auch jenseits von Virologie und Ansteckungsgefahren.
Eine schrecklich normale Familie:Scheidung auf schwäbisch
Gerade gibt es wieder Rückschläge bei der Verteilung der Fürsorgearbeit zwischen Frauen und Männern. Anna Katharina Hahns Familienroman "Aus und davon" zeigt, warum.
Von Meike Feßmann