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Eifrige Fans im Theater:Cumberbatch kämpft mit den Handys

Lesezeit: 2 min

Wie soll man überzeugend den Hamlet geben, wenn im Auditorium wie verrückt Handys blitzen? Benedict Cumberbatch ist ratlos - und wendet sich enttäuscht an seine Fans.

Von David Steinitz

Theoretisch könnte der britische Schauspieler Benedict Cumberbatch sehr zufrieden sein. Er ist der gefeierte Star der BBC-Serie "Sherlock". In nur wenigen Jahren hat er Hollywood im Sturm erobert, mit Blockbustern wie "Star Trek: Into Darkness" und Oscar-prämierten Melodramen wie "The Imitation Game". Die Queen hat ihn kürzlich zum Commander of the British Empire gekürt.

Privat ist er frisch mit der Theaterregisseurin Sophie Hunter verheiratet, im Juni wurde ihr Sohn geboren. Trotzdem hat er weiterhin einen treuen weiblichen Fanclub, die "Cumberbitches". Er ist sogar - und wer kann das schon von sich sagen - zum Verb geworden: dass er es versteht, Zuschauer durch seine stets umwerfenden Auftritte regelrecht zu "cumberbatchen", ist in der englischen Presse ein geflügeltes Wort.

Aber nun ist, als Kehrseite all des Ruhms, die Sache mit Shakespeare und den Smartphones passiert.

Wahnsinnig peinlich

Seit letzter Woche ist Cumberbatch am Londoner Barbican Theatre als Hamlet zu sehen. Für jeden theateraffinen Schauspieler die absolute Traumrolle, Hollywoodkarriere hin oder her.

Das Problem: Während Cumberbatch dabei war, mit seinem tiefen Bariton und seinen stechenden Augen die ganze Palette des Wahnsinns aus der Figur des dänischen Prinzen herauszukitzeln - also sein Publikum mal wieder ordentlich zu cumberbatchen -, blitzten im Auditorium wie verrückt die Handys. Lauter rote Pünktchen, verursacht von begeisterten Fans, die ein Foto nach dem anderen schossen, vermiesten ihm den Auftritt.

Enttäuscht trat der abgelenkte Mime nach der Vorstellung deshalb vor eine riesige Fan-Traube vor dem Theater und verkündete, dass der Rummel ihm ganz und gar nicht schmeichle, sondern wahnsinnig peinlich sei. "Für einen Schauspieler auf der Bühne kann ich mir nichts vorstellen, was mir weniger Freude bereiten würde."

"Hier ist Al Pacino, rufen Sie später wieder an!"

Nun ist die Liste von Hollywoodstars, die bei ihren gelegentlichen Bühnenauftritten wütend werden, ziemlich lang. Legendär zum Beispiel Helen Mirren, die während eines Stücks nach draußen stürmte und eine Trommelgruppe anschrie, die ihren Auftritt laut lärmend beeinträchtigte. Oder Al Pacino, der einer Zuschauerin das klingelnde Handy aus der Hand nahm und hineinrief: "Hier ist Al Pacino, ich versuche gerade ein Stück zu spielen, rufen Sie später wieder an!"

Cumberbatch aber, 1976 in London geboren und mit einer ordentlichen Portion britischer Höflichkeit sozialisiert, protestiert jetzt lieber auf friedlichem Weg. Damit er die weiteren "Hamlet"-Vorstellungen in Ruhe und auf voller Höhe seiner Kunst absolvieren kann, bat er die versammelten Fans vor dem Theater um Mithilfe: "Ich benutze selbst keine sozialen Medien, deswegen wäre ich euch sehr verbunden, wenn ihr twittern, bloggen und hashtaggen könntet, dass ich beim Spielen bitte nicht fotografiert werden möchte." Hiermit sei es verkündet.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2015
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