Ehrenbär für Armin Mueller-Stahl:Der 100-Karrieren-Mann

Er war begnadet, aber die Geschichte hat es ihm nicht leichtgemacht. Seit ein paar Wochen ist Armin Mueller-Stahl 80 Jarhre alt - die Berlinale feiert das mit einem Goldenen Ehrenbären. Bilder seines Lebens.

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Armin Mueller-Stahl erhält Goldene Kamera

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Er war begnadet, aber die Geschichte hat es ihm nicht leichtgemacht: Seit ein paar Wochen ist Armin Mueller-Stahl 80 - die Berlinale feiert das mit einem Goldenen Ehrenbären. Bilder seines Lebens.

Wer im Leben nicht nur etwas, sondern auch ein gewisses Alter erreicht hat, der kann sich irgendwann vor Ehrungen für sein Lebenswerk kaum noch retten. Armin Mueller-Stahl zum Beispiel hat am vergangenen Wochenende die Goldene Kamera für seine Lebensleistung erhalten, nur ein paar Wochen nach seinem 80. Geburtstag.

In den kommenden Wochen kommt eine weitere Ehrung hinzu. Auf der diesjährigen Berlinale wird Mueller-Stahl mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet.

In der Süddeutschen Zeitung vom 17.12.2010  wurde Armin Mueller-Stahl zum 80. mit einer ausführlichen Wüdigung bedacht, hier - aus gegebenen Anlass - noch einmal nachzulesen:

Armin Mueller-Stahl wird 80

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Eine von Armin Mueller-Stahls Karrieren wäre den meisten Künstlern genug gewesen, er hat aber in jedem Lebensabschnitt eine neue begonnen. Die Musik führte ihn zur Bühne und die Bühne zum Film, bis nach Hollywood, ...

Text: Susan Vahabzadeh/SZ vom 17.12.2010/sueddeutsche.de/kelm/kar

Kinostarts - The International

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... und als er nicht spielen durfte - auch eine solche Phase hat es gegeben -, da begann er zu schreiben; und nun, da man ihn nicht mehr allzu oft sieht auf der Leinwand, da hat er sich aufs Malen verlegt. Jürgen Flimm erzählt im Vorwort zu Volker Skierkas Buch über ihn (Armin Mueller-Stahl: Die Biografie, gerade neu erschienen im Langen-Müller Verlag) vom kleinen Jungen, der den Engeln über Ostpreußen ein Talent nach dem anderen abtrotzt, bis ihm der Herrgott sagt: Wachse damit! Das ist ein schöner Einstieg in eine sehr schwierige, sehr deutsche Lebensgeschichte: Armin Mueller-Stahl war begnadet, aber die Geschichte hat es ihm nicht leichtgemacht.

Die Szene zeigt Mueller-Stahl in The International.

Heinrich Breloer, Iris Berben, Armin Mueller-Stahl

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Am 17. Dezember 1930 wurde Mueller-Stahl in Tilsit geboren, Kindheit im Dritten Reich, im Zweiten Weltkrieg - der Vater wurde erschossen, hoffentlich, sagte Mueller-Stahl, weil er desertiert ist. Ihn selbst hat es auch fast erwischt, und vielleicht hat er da verstanden, dass ein Leben kurz sein kann, und hat hineingepackt, was er konnte.

Das Bild zeigt eine Szene aus den Buddenbrooks.

NACKT UNTER WÖLFEN

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Geiger wollte er werden und hat Musik studiert. Dann erst hat das Theatervirus ihn infiziert, Anfang der fünfziger Jahre begann er mit der Schauspielerei und gehörte schließlich 25 Jahre lang zum Ensemble der Volksbühne. Seinen ersten Filmauftritt hatte er 1956, Heimliche Ehen - der Start in eine der ganz großen Kinokarrieren der DDR.

Mehr als sechzig Defa-Filme drehte er dann, darunter mehrere mit Frank Beyer, Nackt unter Wölfen (1962, Bild) beispielsweise und Jakob, der Lügner (1974).

"DIE MANNS - Ein Jahrhundertroman"

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Der Ruhm hat ihm dann einerseits Macht beschert, andererseits wurde er ihm zum Verhängnis:

Mueller-Stahl in Die Manns - Ein Jahrhundertroman.

DIE MANNS - EIN JAHRHUNDERTROMAN (1/3)

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Er war 1976 einer der prominentesten Unterzeichner der Biermann-Petition, die Mächtigen der DDR wollten ihn danach nicht länger im Rampenlicht sehen, seine Filmverträge wurden storniert, ein inoffizielles Berufsverbot war die Folge. Er schrieb in diesem unfreiwilligen Langzeiturlaub sein erstes Buch, "Verordneter Sonntag".

Szene aus Die Manns - Ein Jahrhundertroman.

DIE ZWÖLF GESCHWORENEN

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Erschienen ist es freilich erst, nachdem er 1980 dann endlich ausreisen durfte in den Westen. Aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschen in der DDR war er aber so schnell ohnehin nicht zu tilgen - und überhaupt machte er sich danach erst so richtig breit im Bewusstsein aller Welt.

Armin Mueller-Stahl (2.v.re.) in einer Szene aus Die Zwölf Geschworenen.

Barbara Sukowa und Armin Müller-Stahl in "Lola", 1981

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Der Anfang im westdeutschen Kino war dennoch erst einmal schwer. Rollen in Fassbinders "Lola" (1981, Bild) und "Die Sehnsucht der Veronika Voss" (1982) waren dabei; und Mario Adorf erzählte später, wie eifersüchtig er gewesen sei, als Fassbinder bei den Dreharbeiten zu "Lola" immer wieder sagte, der Mueller-Stahl, der wäre der größte deutsche Schauspieler.

DER UNHOLD

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Dann, Volker Skierka beschreibt das ausführlich, tauchte Paul Kohner auf - der legendäre Hollywood-Agent, der nach seiner Emigration in die USA für viele jüdische Flüchtlinge Schicksal gespielt hatte im amerikanischen Kino.

Armin Mueller-Stahl (links) in Der Unhold (1996).

BIBEL-VERFILMUNG: "DIE BIBLE - JESUS"

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Das tat er auch für Mueller-Stahl, der aus einem ganz anderen Deutschland gekommen war - und aus der ersten Fernsehrolle wurde eine neue, amerikanische Karriere, die bis heute andauert. Istvan Szabos Oberst Redl, Agniezska Hollands Bittere Ernte, schließlich Anfang der Neunziger Music Box mit Costa-Gavras, Avalon mit Barry Levinson, dann Kafka mit Steven Soderbergh.

Szene aus Die Bibel - Jesus: Armin Mueller-Stahl und seine britische Kollegin Jacqueline Bisset als Maria und Joseph.

"Akte X - der Film"

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Mit Michael Douglas war er in "The Game" zu sehen, mit George Clooney in "Peacemaker", schließlich im "X-Files"-Film (Bild). Der Kardinal Strauss in "Illuminati", der darauf dringt, mit der Papstwahl zu beginnen, gehört zu den jüngeren Auftritten. Er hat das große Action-Kino einmal abgetan, das zähle nicht zur künstlerischen Arbeit.

Anderes hat ihm wohl mehr Freude gemacht - etwa die einzige eigene Regiearbeit, 1996, "Conversation with theBeast", wo er zugleich mit großer Lust einen alten Hitler spielte.

ARMIN MUELLER-STAHL

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Oder der Taxifahrer in der New York-Episode von Jim Jarmuschs "Night on Earth" (Bild) - ein Neuankömmling aus Ostdeutschland, ein ehemaliger Zirkusclown, der nicht fahren kann und sich nicht auskennt und so zum staunenden Beifahrer in seinem eigenen Taxi wird. Unterwegs steigt die Freundin des Fahrgasts zu, die sauer ist und vom Rücksitz brüllt: Toll, im Taxi mit einem Idioten und einem Clown. Und Mueller-Stahl tippt sich stolz auf die Brust und nickt und sagt: "Clown!" Das hat ihm sichtlich gefallen - der Clown durfte er selten sein: "Die Menschen wollen immer Ernstes mit mir besprechen, aber im tiefsten Innern bin ich ein Gaukler.

DER KINOERZ{HLER/FILM VON BERNHARD SINKEL

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So kam, das war der vorerst letzte richtig große Streich, Heinrich Breloers Thomas-Mann-Verfilmung "Die Buddenbrooks". Er spielte den Konsul, und da hatte ihn Deutschland wieder. Immer, wenn man ihm zuschaut, spürt man die Einsamkeit des enttäuschten Vertrauens. Ich habe, sagte Armin Mueller-Stahl einmal, Deutschland in drei Versionen kennengelernt, richtig warm geworden bin ich mit keiner davon... "Unterwegs nach Hause" hat er das Buch getauft, in dem er in den Neunzigern selbst seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben hatte - die Geschichte von einem, der auszog nach Westen, bis er letztlich wieder dort ankam, wo er einst aufgebrochen ist.

Szene aus Der Kinoerzähler mit Tina Engel.

© sueddeutsche.de/kelm
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