Vor zehn Jahren erschien das erste Buch des französischen Schriftstellers Édouard Louis. Es erzählte von seiner Kindheit und Jugend im wirtschaftlich abgehängten Norden Frankreichs. Louis entstammt der Arbeiterklasse. In seinem Debüt „Das Ende von Eddy“, das er ausdrücklich als nicht fiktional verstanden wissen wollte, erzählte der damals Anfang 20-Jährige von den Schwierigkeiten, als homosexueller Junge in einer homophoben Umgebung aufzuwachsen, von seinem Alkoholiker-Vater und seiner lieblosen Mutter. Nach Erscheinen gaben seine Familie und andere Wegbegleiter entgeistert Interviews: So sei das alles nicht gewesen. Im französischen Fernsehen sagte die Mutter, sie heißt Monique, dass sie der Arbeiterklasse angehörten, bedeute noch lange nicht, dass sie keine anständigen Menschen seien. Im Buch stünden lauter Lügen, und sie habe ihren Sohn mit Liebe aufgezogen.
Édouard Louis: „Monique bricht aus“:Was er noch zu sagen hätte
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In Édouard Louis’ neuem Buch „Monique bricht aus“ geht es vorgeblich um die Befreiung seiner Mutter aus einer Ehe. Doch in erster Linie befreit sich hier der Autor selbst.
Von Johanna Adorján

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