"Traurig informieren wir über den Tod unseres Firmengründers und Freundes Carl-Wilhelm ,Kuli' Edding, der am 27. April im Alter von 90 Jahren in Hamburg verstorben ist." Die Nachricht der Edding AG wurde erst jetzt bekannt. Natürlich erschrickt man, wenn man als Architekturstudent bevorzugt und zum Missfallen der Professoren (Bleistift-Fraktion) mit dem knalligen, satten, granatenhaften "Edding No. 1" gearbeitet hat. Ehrlich: Man würde es wieder tun. Edding haut rein.
Sofort beginnt man zu wühlen, in Zigarrenkistchen und umfunktionierten Dosen, auf denen "Geschälte italienische Tomaten" steht. Darin verwahrt man das Schreibwerkzeug. Es ist ein gut sortiertes Waffenarsenal. Man fördert zu Tage: einen giftgrünen Stabilo "Boss", einen "Luminator" in Pink, den "Textsurfer" ... verdammt, wo ist die schwarze No. 1? Na endlich. Man stellt ihn vor sich. Zum stillen Gedenken an seinen Erfinder, der aber "Kuli" und nicht "Marker" hieß.
Der Mann, der den Marker miterfunden hat, war keiner, der markiert
In den Sechzigerjahren, zur gleichen Zeit, als die Beatles nebenan auf der Reeperbahn ihr "Made in Germany" erhielten, landete Kuli nicht weit entfernt in Barmbek zusammen mit dem Schulfreund Volker Ledermann und einem Startkapital von wenigen Hundert Mark und einer Schreibmaschine ebenfalls einen Welt-Hit: die No. 1. Zuerst erkannten Lageristen und Spediteure den Wert der abrieb- und wasserfesten Erfindung. Wenig später war der Edding, bald auch als Leuchtmarker zu haben (wobei, was fluoreszierende Tinte angeht, Günter Schwanhäußer zu nennen ist, also Schwan-Stabilo), nicht mehr wegzudenken aus Schule, Studium, Büro. Also aus dem Leben.
Den deutschen Unternehmer und Visionär Edding darf man sich bescheiden vorstellen. Er lässt sicher auch andere gern leuchten. Der Mann, der den Marker miterfunden hat, war keiner, der markiert. In einem Hotel nannte er an der Rezeption einmal seinen Namen. Gegenfrage: "Edding? So wie der Stift?" Darauf Edding trocken: "Ja, genau wie der Stift."