Süddeutsche Zeitung

Echo-Verleihung 2013:Frei.Wild fliegt von der Nominierten-Liste

Die Nominierung von Frei.Wild für den diesjährigen Echo sorgte für Aufregung: Bands wie Kraftklub und MIA. protestierten, weil sie nicht in einer Reihe mit den als rechts geltenden Musikern stehen wollen. Jetzt streichen die Echo-Verantwortlichen die Band von der Nominierten-Liste.

Kraftklub will nicht mit ihnen auf einer Nominiertenliste stehen, MIA. ebensowenig. Jetzt zeigen die Proteste Wirkung: Die umstrittene Band Frei.Wild ist nicht mehr für den Musikpreis Echo nominiert. Man greife damit in die Diskussion um diese Nominierung ein, teilte die Deutsche Phono-Akademie am Donnerstagabend überraschend mit. Der Echo solle nicht zum Schauplatz einer Debatte um das Thema der politischen Gesinnung dieser Band werden.

Nach "intensiven Diskussionen" habe der Vorstand deshalb entschlossen, in die Regularien des Preises einzugreifen und die Südtiroler Band von der Nominiertenliste zu streichen. "Wir haben in den letzten Tagen heftige Kontroversen um die Nominierung von Frei.Wild, die auf Basis der Charts-Auswertung erfolgte, erlebt, die den gesamten Echo und damit auch alle anderen Künstler und Bands überschatten", sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie (BVMI), Florian Drücke, laut Mitteilung.

Frei.Wild wird dem Genre des "Identity Rock" zugerechnet und werden mitunter der rechten Szene zugeordnet. Dem deutschen Rechtsextremismus-Experten Thomas Kuban ("Undercover unter Nazis") zufolge ist die Grenze zwischen eindeutigen Neonazi-Bands und Identitätsrock-Bands zwar längst fließend, in einschlägigen Neonazi-Foren werde die Band jedoch regelmäßig gelobt, wird Kuban vom Sender FM4 zum Hintergrund des Kraftklub-Verzichts zitiert.

Als Erstes hatte die in der Kategorie "Rock/Alternative National" mitnominierte Band Kraftklub auf ihrer Facebook-Seite einen Boykott des Musikpreises angekündigt:

"Wir haben unsere Plattenfirma gebeten, dafür zu sorgen, daß unsere Nominierung für den Echo in der Kategorie "Rock/Alternativ National" zurückgezogen wird. Wir möchten nicht weiter in einer solchen Reihe genannt werden. Obwohl wir uns gefreut haben zusammen mit Mia., Die Toten Hosen, Unheilig, und Die Ärzte nominiert gewesen zu sein. Schade um die schöne Aftershowparty..."

Die Texte der Gruppe aus Südtirol sorgen immer wieder für Proteste und Gegenreaktionen. So zog Frei.Wild erst vor wenigen Wochen ihre geplante Teilnahme am Metal- und Hardcore-Festival "With Full Force" in der Nähe Leipzigs zurück, nachdem Sponsoren ihre Unterstützung für die Veranstaltung storniert hatten.

Kurz nach dem Rückzug von Kraftklub hat auch die Band MIA. - ebenfalls via Facebook - bekanntgegeben, von ihrer Echo-Nominierung "dankend Abstand zu nehmen". Auf ihrer Facebook-Seite heißt es:

"Hallo Zusammen, wir waren den ganzen Tag auf Promo-Reise und kommen erst jetzt dazu, Euch folgendes mitzuteilen: Wir haben uns heute sehr, aber leider auch nur sehr kurz über unsere ECHO-Nominierung gefreut, da unter den aktuell Nominierten mit Frei.Wild eine Band genannt wird, deren Weltbild wir zum Kotzen finden. Es mag nicht in unserer Hand liegen, welche Künstler für einen Echo nominiert werden, aber es liegt in unserer Hand, von unserer Nominierung dankend Abstand zu nehmen. Eure MIA.s"

Die Echos werden am 21. März verliehen. Die Nominierungen basieren auf Verkaufszahlen.

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