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Eine Mutter-Sohn-Geschichte von Brian de Palma und eine Vater-Sohn-Geschichte von Bernardo Bertolucci: "Dressed to kill" und "Die Strategie der Spinne".

Von Fritz Göttler

Dressed to kill
(Foto: Repro: SZ)

Es ist der verhängnisvollste Museumsbesuch der Kinogeschichte: Eine Hausfrau aus dem gehobenen Mittelstand wird schon beim Duschen mit ihrem unerfüllten Verlangen konfrontiert, sie streift dann durchs New Yorker Metropolitan Museum, wirkt ein wenig fremd dort, läuft in einem der Säle einem fremden Mann über den Weg. Kokettiert mit ihm, steigt zu ihm ins Taxi, fährt in seine Wohnung mit, muss am Morgen eine schlimme Entdeckung machen. Im Aufzug wird sie von einer blonden Frau mit einem Rasiermesser attackiert: Angie Dickinson im legendären Thriller Dressed to Kill, 1980: von Brian de Palma (auf Bluray, im Bonusmaterial sind die einst geschnittenen erotischen oder blutigen Stellen markiert). Eine Mutter-Sohn-Geschichte, der Sohn versucht den Mord an der Mutter aufzuklären. De Palma filmt wie ein bastelndes Kind, er nimmt die kunstvollen Konstrukte seines Meisters Hitchcock - Vertigo, Psycho - auseinander und stoppelt die Teile neu zusammen. (Filmconfect)

DVD Cover Mediaplayer
(Foto: Repro: SZ)

Eine Vater-Sohn-Geschichte aus Italien, Die Strategie der Spinne, 1970, von Bernardo Bertolucci. Ein Sohn kehrt nach Jahren in sein Heimatdorf zurück, wo sein Vater einst getötet wurde, während einer Rigoletto-Aufführung, offenbar von den Faschisten. Er begegnet der Frau, die den Vater liebte. Klassische Ödipus-Konstellation. Und verliert sich in die verzwickte Dialektik von Held und Verräter - so heißt die Geschichte von Borges, nach der der Film entstand. Giulio Brogi spielt beide, Vater und Sohn, Alida Valli die Mutter. Ich habe eine gespaltene Persönlichkeit, erklärt Bertolucci - das gilt wohl auch für de Palma, der 1940 geboren ist, ein halbes Jahr vor Bertolucci -, der Widerspruch in meinem Inneren ist, dass ich mein Herz und mein Hirn nicht wirklich synchronisieren kann. Einer der beiden ist immer dem anderen voraus. (Filmjuwelen)

Nochmals Angie Dickinson, in einem kleinen späten Western, Duell der Gringos / The Last Challenge, der letzte Film von Richard Thorpe. Glenn Ford ist ein Marshall und einstiger Pistolero, Dickinson, die oft Prostituierte spielen musste, eine Bordellchefin, die Ford liebt. Der Film verliert sich manchmal in groteske Momente, hat aber viel Raum für Meditation. Chat Everett ist ein junger Hitzkopf, der den alten Ford zum Duell fordern will: Ein Mann, meint er, der nicht in irgendeiner Sache der beste ist, ist tot... Dickinson setzt einen Killer auf ihn an, so radikal ist ihre Liebe zu Ford. (White Pearl)

Von der verhängnisvollen Rivalität zwischen dem FBI und der CIA erzählt die TV-Serie The Looming Tower, nach dem Buch von Lawrence Wright (Warner). Wie Osama Bin Laden das ausnutzt, wie Mohammed Atta und seine Komplizen sich vorbereiten und schließlich das World Trade Center zerstören. Jeff Daniels und Alec Baldwin (als George Tenet) stehen sich als die feindlichen Chefs gegenüber: Die Welt versinkt im Chaos. Die Menschen vermasseln alles. Eine der ehrgeizigen, fanatischen CIA-Frauen sagt: Unsere Aufgabe ist ganz einfach, Saudi-Arabien darf niemals untergehen. Weil wir eine heikle, aber besondere Beziehung haben...

Seit den Anfängen des Kinos wird uns immer wieder die Beziehung zu den Tieren vor Augen geführt: dass die Menschen die wirklichen Monster dieser Erde sind. In Jurassic World: Fallen Kingdom (Universal) und Rampage - Big Meets Bigger (Warner) legen Saurier und ins Riesenhafte hochgezüchtete Tiere ganze Städte (Chicago!) in Trümmer. Das macht sogar die Helden dieser Filme richtig melancholisch, Chris Pratt und Dwayne Johnson. Bewegend ist, wenn eine Insel von einem Vulkanausbruch zerstört wird und die Saurier dort wehklagend untergehen. Das Ende eines Paradieses.

Unter Mordverdacht
(Foto: Repro: SZ)

Die Tragödie eines Malers, Unter Mordverdacht, von Paul Henreid (Cargo). Ein später Film noir, in Farbe, Originaltitel "A Woman's Devotion". Stella und Trevor (der rauhe Ralph Meeker und die wunderbare Janice Rule) machen Ferien in Acapulco, sie sind glücklich, es sieht fast aus wie Flitterwochen. Trevor war Pilot im Zweiten Weltkrieg, ist traumatisiert, war monatelang in einer Anstalt. Er ist Maler, hat Blackouts. Ein Mädchen wird ermordet ... Paul Henreid spielt den Polizeichef, der den Fall untersucht. Man kennt ihn aus dem Klassiker Casablanca, er ist der Widerstandskämpfer Victor Laszlo, der mit Humphrey Bogart um Ingrid Bergman konkurriert. Nach dem Krieg hat er sich im Widerstand gegen die Kommunistenjagd engagiert. Einmal fängt Trevor melancholisch zu zitieren an: "Er ist nicht tot, er schläft nicht. Er ist erwacht aus dem Traum des Lebens." Und sie: "Ach du und dein Shelley!

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