Weihnachten I:Drosten raucht

Virologen-Räuchermännchen aus dem Erzgebirge

In der Werkstatt des Spielzeugmachers Tino Günther raucht der Virologen-Räuchermann.

(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)

Die Firma Günther im Erzgebirge kann sich vor Bestellungen kaum retten, seit Vater Tino auf die Idee kam, den Virologen Christian Drosten als Räuchermännchen herzustellen

Von Bernd Graff

Isabell Günther ist fix und fertig. Eigentlich hat sie mit der ganzen Sache nichts zu tun, wenn man mal davon absieht, dass ihre ganze Familie seit Generationen sehr wohl mit dieser Sache zu tun hat. Die Günthers stellen im Erzgebirge, im Kurort Seiffen, wie 180 andere Betriebe auch, Spielzeug her, genauer: die Günthers stellen Räuchermännchen her. Das Spielzeugdorf wird Seiffen auch genannt, Frau Günther ist davon mittelbar betroffen, sie hilft nur in Extremfällen aus. Und so einer ist gerade eingetreten.

Das Mailpostfach hat längst kapituliert, die Firmenserver sind schon abgeschmiert, die Telefone stehen seit Tagen nicht mehr still, Frau Günther kommt kaum noch zum Atemholen, weiß nicht mehr, wo ihr der Kopf steht, so viel ist hier los und so sehr ist sie darum jetzt doch eingespannt, das hat sie noch nie erlebt, das hat "so" noch niemand in ihrer Familie erlebt, sagt sie zwischen zwei hechelnden Atemzügen. Grund ist der "Drosten".

Vater Tino Günther hat ihn vor ein paar Tagen entworfen, Grossvater Johann hat die Kamin-Technik für die Figur berechnet und konstruiert. "Denn Rauch muss ja an der richtigen Stelle rauskommen". Alles noch ganz so, wie es bei den Günthers eben zugeht: Sie sitzen am Wohnzimmertisch zusammen, überlegen sich, was man neben dem Räuchernormalo aus heimischen Laubhölzern wie Birke, Buche, Fichte, Linde, Erle und Ahorn noch so drechseln könne. Tino meinte, nach der "Heissen Olga", dem Glühwein feiernden Topmodell von vor zwei Jahren, könne man doch in diesem Jahr mal diesen Virologen versuchen, den nun alle kennen.

Nur 15 Stück wurden erst einmal - in Handarbeit hergestellt, "Drosten" unter Laborbedingungen gewissermaßen -, um zu testen, "wie er sich so macht", wie die Resonanz ausfällt. Der Rest ist jetzt schon Geschichte. über 1000 Vorbestellungen in 24 Stunden, Interessenten für das 80 Euro teure Stück können sich nur noch verbindlich registrieren, werden aber wohl nicht vor Februar 2021 beliefert werden. "Wir suchen händeringend Mitarbeiter, Leute, die schnitzen und bemalen, wir fragen bei den Firmen im Dorf an, bei Zulieferern."

Wir müssen uns diesen Drosten, der in Holz physiognomisch an den späten Michael Jackson erinnert, als duftenden, rauchenden Kopf vorstellen.

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