Dresdner Kunstwerk:"Die Rechtspopulisten bauen auf das Vergessen"

Wie gedenkt man Krieg und Zerstörung? Der Künstler Manaf Halbouni will mit einer Installation vor der Dresdner Frauenkirche an die Schrecken des syrischen Bürgerkriegs erinnern. Einigen Dresdnern gefällt das gar nicht.

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Barock trifft auf Blech: Drei von deutschen Nahverkehrsbetrieben ausrangierte Linienbusse, hochkant aufgestellt, ragen vor der Dresdner Frauenkirche in den Himmel. Die Kunstinstallation "Monument", die am Dienstag eröffnet wurde und für zwei Monate im Zentrum der Stadt zu sehen sein soll, stammt vom deutsch-syrischen Künstler Manaf Halbouni. Die Bus-Skulptur spielt an auf ein Bild aus dem syrischen Aleppo, das im März 2015 um die Welt ging. Im Ostteil der Stadt hatten damals Zivilisten Buswracks wie eine Mauer zum Schutz vor Scharfschützen aufgerichtet.

Aufbau Skulptur ´Monument"

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Das Kunstwerk (hier beim Aufbau zu sehen) solle ein Zeichen für Frieden, Freiheit und Menschlichkeit setzen, teilte das Kunsthaus Dresden mit. Es stelle "eine Verbindung zwischen den Menschen und Schicksalen im Nahen Osten und in Europa" dar und symbolisiere "das Leid und die unaussprechlichen Verluste, aber auch die Hoffnung auf Wiederaufbau und Frieden". Die Aktion steht im Zusammenhang mit dem Dresdner Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt. Am 13. Februar wird in der sächsischen Landeshauptstadt mit zahlreichen Veranstaltungen und einer Menschenkette an die Zerstörung durch alliierte Bomber vor 72 Jahren erinnert.

Einweihung der Skulptur 'Monument'

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Doch die Skulptur stößt in gewissen Teilen der Dresdner Bevölkerung auf Kritik. Mit "Schande, Schande" und "Der Schrott muss weg"- Rufen störten rechte Demonstranten am Dienstag die Einweihung des Kunstwerks. Die AfD und die Pegida-Bewegung, die seit Oktober 2014 in Dresden fast wöchentlich auf die Straße geht und Stimmung gegen Muslime, Flüchtlinge, Politiker und Medien macht, hatten die Kunstaktion bereits im Vorfeld kritisiert und unter anderem als "Missbrauch der Kunstfreiheit", "Schrottplatz" und "Schande" bezeichnet.

Einweihung der Skulptur 'Monument'

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Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert, FDP, bezeichnete das Kunstwerk bei der Einweihung dagegen als "große Bereicherung" für die Stadt. Es bedürfe manchmal "ungewöhnlicher Mittel", einem das Weltgeschehen vor Augen zu führen. Die Skulptur erinnere die Dresdner daran, "dass auch in unserer Stadt Menschen verfolgt, erniedrigt und getötet wurden". Hilbert warnte seine Zuhörer: "Die Rechtspopulisten, die nicht nur in unserer Stadt, sondern überall in Europa an Zuspruch gewinnen, bauen auf das Vergessen". Der FDP-Politiker war in den vergangenen Tagen auch im Netz heftig angegriffen worden und hatte sogar Morddrohungen erhalten, weil er im Hinblick auf das Gedenken am 13. Februar vor einem Opfer-Mythos gewarnt und Dresden als eine "alles andere als unschuldige Stadt bezeichnet hatte".

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Auch der Künstler Halbouni (im Bild) verteidigte bei der Eröffnung seine etwa zwölf Meter hohe Skulptur und den dafür ausgewählten Standort: "Ich bin Dresdner und ich stehe zu meiner Arbeit", sagte er. Mit dem Projekt verbinde er auch die Hoffnung, dass Aleppo - wie Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg - wieder aufgebaut wird.

© SZ.de/afp/dpa/kir/luch/khil
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