Dresden (dpa/sn) - Die Dresdner Philharmonie setzt in der kommenden Spielzeit auf Frauen-Power am Dirigentenpult. Intendantin Frauke Roth kündigte bei der Vorstellung der neuen Spielzeit am Donnerstag gleich fünf Dirigentinnen an, die zu Gast beim städtischen Orchester sind: Joana Mallwitz, Karina Canellakis, Tianyi Lu, Marie Jacquot und Elim Chan. Chefdirigent Marek Janowski begrüßte den Trend, dass immer mehr Frauen das Podium erobern. Diese Entwicklung sei allerdings verspätet erfolgt. Das Entscheidende müsse aber die Qualität bleiben. Ob eine Frau oder ein Mann vor dem Orchester steht, sei heute kein Thema mehr: „Ich finde das gut.“
Nach Einschätzung von Janowski hat sich die Philharmonie in der Corona-Pandemie gut in der publikumslosen Zeit „durchgewurschtelt“. Orchestermusiker könnten zwar zu Hause üben. Wenn es aber über einen langen Zeitraum keinen Kontakt durch Zusammenspiel gebe, könne der „orchestrale Kitt“ - das Sensorium für die Einbindung des einzelnen in den Klang der anderen - verloren gehen. Deshalb habe man versucht, auch in kleineren Besetzungen so viel wie möglich zu spielen und das „Zusammenspiel-Gefühl“ über die gesamte Saison zu bewahren.
Janowski kündigte für die kommende Spielzeit auch Werke an, „die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind“, darunter die 4. Symphonie von Franz Schmidt, die 6. Symphonie von Karl Amadeus Hartmann und das Klavierkonzert von Max Reger. Auch die Filmkonzerte werden fortgesetzt - mit „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ und Charlie Chaplins „The Kid“. Sitar-Spielerin Anoushka Shankar begleitet den Stummfilm „Shiraz – Grabmal einer großen Liebe“.
Als Solisten wurden unter anderen die Geigerinnen Lisa Batiashvili, Arabella Steinbacher, Leila Josefowicz, Vilde Frang und Carolin Widmann angekündigt. Die Österreicherin Elisabeth Kulman will einen ihrer letzten Auftritte als Altistin in der Philharmonie machen, hieß es. Auch Fado-Sängerin Mariza ist zu Gast.
Nachdem der Tourneebetrieb durch die Pandemie zum Erliegen kam, plant die Philharmonie nun für 2022 eine große Asien-Tour. Allerdings sei man beim Fixieren von Verträgen noch etwas zurückhaltend, sagte Intendantin Roth. Es müssten auch Reiseregelungen und etwaige Impfpflichten bei der Einreise berücksichtigt werden.
Dresden Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch stellte klar, dass die Pandemie auch für die Kultur eine Zäsur bedeutet. Bei aller Freude, nun wieder im Konzertsaal zu sitzen und Kultur leibhaftig genießen könne, dürfe man nicht vergessen, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei. Zugleich forderte sie die Bundes- und Landespolitik zu weiteren Lockerungen für den Konzertbetrieb auf. Konzertsäle seien im Unterschied zu Fußballstadien keine Ansteckungsorte.
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