Drehbuchautoren in USA:Happy End in Hollywood

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Der Streik der Hollywood-Drehbuchautoren hat die Industrie Hunderte Millionen Dollar gekostet. Jetzt haben die Schreiber höhere Honorare durchgesetzt - und den monatelangen Ausstand wohl beendet.

Jörg Häntzschel

Seit drei Monaten streiken sie schon - jetzt könnte der Ausstand der amerikanischen Drehbuchautoren beendet sein.

Der Streik ist zu Ende: Die Drehbuchautoren können wieder zurück an ihre Schreibtische und Serien uns Talkshows mit Stoff versorgen. (Foto: Foto: AFP)

Am frühen Samstagmorgen empfahlen die Verhandlungsführer der Autorengewerkschaft Writers Guild of America ihren 10.000 Mitgliedern, ein neues Vertragsangebot der Film- und TV-Produzenten anzunehmen.

Bereits Mitte dieser Woche könnten die Autoren wieder an ihren Computern sitzen - nicht rundum zufrieden, aber doch erleichtert, dass der Arbeitskampf, der von Woche zu Woche riskanter und bitterer wurde, mit einem annehmbaren Ergebnis beigelegt ist.

Die Trotzigkeit, mit der sich im Herbst beide Seiten in diesen Kampf warfen, war bemerkenswert. Die Studios taten so, als handele es sich bei den Drehbuchautoren um eine minder wichtige Gruppe an der Peripherie der Entertainment-Maschine. Die Autoren konterten, indem sie sich von Beginn an die Unterstützung ihrer prominenteren Schauspielerkollegen sicherten. Weltstars mischten sich vor laufenden Kameras unter die Streikposten. Gegen solche Bilder hatten die Arbeitgeber wenig Chancen. Und doch bewegte sich wochenlang fast nichts zwischen beiden Parteien, während die Folgen des Ausstands immer deutlicher wurden.

Schaden zwischen 380 Millionen und 1,5 Milliarden Dollar

Schon in den ersten Tagen verschwanden die Late-Night-Talkshows von David Letterman, Jay Leno, Jon Stewart und den vielen anderen aus dem Fernsehprogramm. Die Serien hatten noch Stoff für ein paar Wochen, dann begannen auch diese vom Bildschirm zu verschwinden. Ersetzt wurden sie durch Wiederholungen und Reality-Shows. Der Schaden, der durch die monatelange Lähmung der Entertainment-Industrie entstanden ist, wird auf einen Betrag zwischen 380 Millionen und 1,5 Milliarden Dollar geschätzt.

In den vergangenen Wochen lagen die Nerven auf beiden Seiten blank. Für die Studiobosse kam dieser Moment, als sie miterleben mussten, wie die sonst rauschende Golden-Globes-Feier wegen des Autorenstreiks ausfiel und lediglich eine peinliche Pressekonferenz abgehalten wurde. Seitdem ging der Albtraum um, auch die Oscar-Verleihung am 24. Februar könnte dieses Schicksal ereilen. Von den Millionenverlusten abgesehen, wäre die hässliche Narbe im Image von Hollywood unübersehbar gewesen. Die Schreiber wiederum befürchteten, dass sie die eigene Marginalisierung noch beschleunigen und am Ende des Streiks schlechtere statt bessere Bedingungen vorfinden würden.

Das nun ausgehandelte Angebot beruhigt diese Sorgen, auch wenn es eher eine Anpassung an neue technische Entwicklungen darstellt als eine substantielle Verbesserung des traditionell schlechten Status der Autoren in der Entertainment-Branche: Erstmals erhalten die Autoren nun auch für Shows, die als Videostream im Netz zu sehen sind, ein Honorar. Und für Filme und Serien, die der Zuschauer über das Internet herunterlädt, wird ihnen in dem Vertragsentwurf eine weit günstigere Tantieme zugesprochen als bisher für den Verkauf und Verleih von DVDs.

Während die Arbeitgeber sich bisher mit keinem Wort zu der mutmaßlichen Einigung äußerten, zeigten sich die Autoren erleichtert oder sogar enthusiastisch. Auch Filmemacher Michael Moore stimmte in den Jubel ein: "Dies ist ein historischer Moment für die Arbeiterbewegung in diesem Land", verkündete er. Zur Ruhe kommen wird Hollywood allerdings nicht: Schon im Juni stehen Verhandlungen für die Verträge der Schauspieler an.

© SZ vom 11.02.2008/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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