Dokumentarfilm:James Baldwin

Der haitianische Filmemacher Raoul Peck erinnert mit seinem Film an einen fast vergessenen Vordenker der Bürgerrechts-Bewegung: James Baldwin. Der schrieb über ein schwules weißes Paar in Paris.

Den härtesten neuen Witz in den USA erzählt man sich, seit die Popsängerin Beyoncé Knowles am 1. Februar bekanntgegeben hat, mit Zwillingen schwanger zu sein: "In Beyoncés Bauch sind mehr Schwarze als in Trumps Kabinett." Tatsächlich haben Afroamerikaner in der neuen Regierung in Washington, mit Ausnahme des designierten Stadtentwicklungsministers Ben Carson, nichts zu melden. In dieser Woche wurde im Senat das Verlesen eines Briefs von Coretta Scott King, der Witwe von Martin Luther King, Jr., untersagt.

In der Reihe "Panorama Dokumente" zeigt die Berlinale "I Am Not Your Negro", einen Dokumentarfilm des haitianischen Filmemachers Raoul Peck. Man muss das aktuelle Szenario in Washington nicht betonen, um deutlich zu machen, wie sehr dieser Film in die Zeit passt. Er handelt von James Baldwin, dem 1924 in Harlem geborenen Schriftsteller, der als Vordenker der Bürgerrechts- und Schwulenbewegung bekannt wurde, heute im Vergleich zu anderen Stimmen des schwarzen Amerika wie Martin Luther King Jr. und Maya Angelou aber ein wenig vergessen ist. Baldwin leistete Unerhörtes. In seinem zweiten Roman "Giovanni's Room" etwa erzählte er die Liebesgeschichte zweier weißer Männer in Paris. 1956! Als Schwarzer!

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(Foto: Bob Adelman/dpa)

Baldwins Denken kreiste um die Frage, wie die Identität des "Negro" von Weißen konstruiert wurde, während sie selbst als Rasse unmarkiert blieben. "I Am Not Your Negro" basiert dabei auf einem 30-seitigen Manuskript, das Baldwin bei seinem Tod 1987 hinterließ. Samuel L. Jackson hat es eingesprochen: persönliche Erinnerungen an drei Leitfiguren der schwarzen Bürgerrechtsbewegung, Medgar Evers, Malcolm X und Martin Luther King, Jr. Der Film ist für einen Oscar nominiert und in den USA ein Kinoerfolg. Auch wegen Sätzen wie diesen, die Baldwin seinerzeit mit nahezu unbewegter Miene und sanfter Stimme in die Fernsehkameras sprach: "Die Geschichte der Schwarzen in Amerika ist die Geschichte Amerikas. Es ist keine schöne Geschichte."

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