Dokfest-Tipps (1):Quälgeister

In "Elternschule" kann man lernen, wie man seine Kinder besser nicht erziehen sollte.

Von Martina Knoben

Kindererziehung ähnelt bekanntlich einem Irrgarten. Aus der Vogelperspektive wäre der Weg leicht zu erkennen, steckt man aber mittendrin, rennt man womöglich immer wieder in Sackgassen. Was alles schiefgehen kann bei der Menschenbildung, und welche Fehler man tunlichst vermeiden sollte, lässt sich in Ralph Büchelers und Jörg Adolphs "Elternschule" studieren. Der Film begleitet Familien bei ihrer stationären Therapie in einer Klinik in Gelsenkirchen. Die kleinen Patienten dort schreien pausenlos, weigern sich zu essen oder bewegen sich wie in Zeitlupe. Es sind Quälgeister - vor allem aber gequälte Seelen, die in Verhaltensmuster geraten sind, unter denen sie selbst am meisten leiden. In der Klinik lernen ihre Eltern, den Kindern liebevoll, aber konsequent Grenzen zu setzen. Es ist ein harter Weg.

Für jeden, der selbst Kinder hat, ist der Film ein Muss. Über Erziehungstipps hinaus bietet er aber auch ein Einblick in eine verunsicherte Gesellschaft, die sich mit Autorität schwertut und ihren Instinkten kaum noch traut.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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