Das unter dem Namen "Schwabinger Kunstfund" berühmt gewordene Erbe des Kunsthändlers Hildebrand Gurllitt soll auf der nächsten Documenta gezeigt werden. Adam Szymczyk, der künstlerische Leiter der Weltkunstschau, die alle fünf Jahre in Kassel stattfindet, betont im Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass eine Ausstellung zur zeitgenössischen Kunst aktuelle Themen und Diskurse reflektieren müsse - nicht notwendigerweise die zeitgenössische Kunstproduktion:
"Die Präsentation in Kassel würde es vermeiden, Highlights zu inszenieren. Sondern die Gesamtheit des Nachlasses in einer stillen Weise zu zeigen, fast neutral, vielleicht nur chronologisch angeordnet. Man muss den kunsthistorischen Inhalt fast ignorieren, um dem Ort dieser Kunst in der Geschichte Kontur zu verleihen."
Die Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen
Allerdings hat er bislang für seine Pläne weder vom Kunstmuseum Bern, dem Erben der Sammlung, noch von Kulturstaatsministerin Monika Grütters Zustimmung signalisiert bekommen. "Wir hatten sehr früh ein konstruktives Treffen mit Matthias Frehner, der Interesse an der Idee signalisiert hat. Aber sein Stiftungsrat teilte dieses Interesse nicht. Auch die Kulturstaatsministerin Monika Grütters haben wir schon im Juni 2014 angeschrieben. Wir erhielten eine Antwort des Ministeriums, die aber lediglich auf die Zuständigkeit des Nachlassgerichts verwies."
Dennoch hält er an seinen Plänen fest - gerade weil bei einer Documenta, die ohnehin knapp eine Million Besucher anzieht, die Präsentation des Nachlasses des NS-Kunsthändlers kein Spektakel wäre. Sein Ziel ist es, die mehr als sechs Jahrzehnte von der Familie Gurlitt unter Verschluss gehaltene Sammlung - in der er ein bedeutendes, der Kunstgeschichte bislang nicht bekanntes Gemälde von Gustave Courbet entdeckte -, endlich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen: "Ich habe kein Interesse an einer exklusiven oder ersten spektakulären Präsentation, sondern möchte die Kunstwerke im politischen und ästhetischen Zusammenhang der Documenta in ihrer Gesamtheit zeigen. Weil sie ein einzigartiger Kontext dafür ist, genau jetzt, für eine große Öffentlichkeit."