SZ: Frau Maischberger, wollten Sie immer schon zum Fernsehen?
Sandra Maischberger: Ich glaube, ich wollte beim Radio bleiben, wo ich ja arbeitete, als ich zur DJS kam.
SZ: Warum dann noch Schule?
Maischberger: Weil ich merkte, dass das Learning by doing zu lange dauern würde. Ich hatte damals zwei Jahre Berufserfahrung auf diese Weise gesammelt, das ging auch alles gut, aber irgendwann kam der Punkt, an dem ich mich fragte: Warum ist das jetzt besser gelungen und das andere weniger? Also beschloss ich, die Theorie nachzuschieben. Ich habe mehr gelernt, als ich mir vorstellen konnte.
SZ: Was genau?
Maischberger: Ich hatte vorher versucht, das, was mich am Journalismus interessierte, mittels Studium einzuholen. Dummerweise schrieb ich mich bei Kommunikationswissenschaften ein und schritt nach drei Tagen zur Exmatrikulation. Ich hatte das Gefühl, dass alles, was mich zur Kommunikation befähigte - Reden, Denken, Fragen stellen -, dort nicht gelehrt und gefördert würde. Auf der Journalistenschule fand ich, was ich suchte: Eine Art von Anleitung, mit Messer und Gabel zu essen. Um im Bild zu bleiben, es ist bis heute dasselbe Besteck, mit dem ich mein Essen auf dem Teller bearbeite.
SZ: Welcher Lehrer hat Ihnen besonders gute Manieren beigebracht?
Maischberger: Beeinflusst haben mich viele. Das Besondere für uns war ja, dass die Lehrer Praktiker waren. Wir haben ihr spezielles und durch ihren Berufsalltag geprägtes Wissen bekommen, und das in sehr hoher Schlagzahl. Es gab keine Atempause zwischen den Ausbildungsblöcken Zeitung, Magazin, Radio und Fernsehen. Man hatte immer das Gefühl, man sitzt in einer Redaktion und wird angeleitet. Ich weiß, dass wir alle begeistert waren von Günther Jauch. Der war damals schon ein Star und hat uns Interviewtechnik beigebracht.
SZ: Nachdem Sie Ihr DJS-Zertifikat bekamen, die Anleitung zum Essen an allen Tischen, dachten Sie: Ich habe es geschafft?
Maischberger: Ich dachte, ich hätte es geschafft, als ich aufgenommen wurde. Die Aufnahmeprüfung war und ist sicher noch legendär. Man hört immer, es bewerben sich Tausende und nur 15 werden genommen. Es waren vielleicht keine Tausende damals, aber Hunderte, und das reichte ja auch.
SZ: Wer war Ihr Sitznachbar?
Maischberger: Wir saßen immer unterschiedlich. Ich erinnere mich, dass auch die Tische immer unterschiedlich standen, wenn man von den praktischen Übungen in die Schule zurückkam. Aber ich habe meine beiden besten Freundinnen aus dieser Zeit. Der Zusammenhalt dieser 15 von 1987 ist bis heute groß.
SZ: Was machen die 14 anderen?
Maischberger: Einer ging zum ZDF, einer ist heute bei Ihnen in der Redaktion, zwei sind beim Bayerischen Rundfunk, einer ist bei der Deutschen Presse-Agentur, einer war bei der FTD, einer ist bei der FR, eine leitet eine journalistische Hochschule in Kambodscha, eine ist freie Journalistin in Israel.
SZ: Worüber haben Sie in der Abschlusszeitung Ihrer Klasse geschrieben?
Maischberger: Ich war CvD, Chef vom Dienst, habe wenig geschrieben. Vor dem Schreiben habe ich mich gedrückt, Schreiben war nie meine Stärke.
SZ: Sie waren sicher keine Schülerin, die häufig gefehlt hat.
Maischberger: Ich war natürlich immer anwesend, das war das einzige, was von einem verlangt wurde. Es gab ja keine Prüfungen. Ich musste sogar meinen Job beim Radio aufgeben und kam so zum Fernsehen. Ich nahm eine Nachtarbeit an, bei Tele 5, was meine Mitschüler mit großem Gelächter quittierten.
SZ: Und weshalb wohl?
Maischberger: Weil ausgerechnet die zum Fernsehen ging, die am schlechtesten angezogen war.
SZ: Hat sich bestimmt geändert.
Maischberger: Na ja, wenn ich sehe, wie viel Zeit andere mit der Auswahl ihrer Kleidung verbringen, liege ich unterm Durchschnitt.
SZ: Zum DJS-Jubiläum wird auch Angela Merkel sprechen. Freut es Sie, dass die Bundeskanzlerin so eine Jubiläumsveranstaltung ernst nimmt?
Maischberger: Ich halte das erstens für das Verdienst eines Mannes: Ulrich Wilhelm, Merkels Regierungssprecher, ein Schüler der DJS. Zweitens, ja, freue ich mich. Und drittens ist es nicht verkehrt, sich im Vorwahlkampf gemeinsam mit denen auf ein Fest zu begeben, die dann über einen berichten werden.