Seitenrascheln und "Pssst!" waren lange die beherrschenden Laute in Stadtbüchereien. Das freilich ist passé, gerade die Münchner Stadtbibliothek ist mit der Zeit vorangeprescht, hat sich von der "Büchertankstelle" und einem "überdimensionierten Zettelkasten" in einen Arbeitsplatz verwandelt, einen Begegnungsraum, einen Rückzugsort, aber durchaus auch in ein Kulturforum, wie der Leiter Arne Ackermann erklärt. Durch die fortschreitende Digitalisierung hat sich der Weg der Inhaltsvermittlung verändert, nicht mehr von oben herab zu den Wissensbedürftigen, vielmehr trete man nun in einen Dialog mit den Nutzern. Daher steht über dem Symposium "Public!" der Münchner Stadtbibliothek auch: "Reden Sie mit!"
Vor drei Jahren habe man dieses "neue, öffentlichkeitswirksame Format" geschaffen, erklärt Ackermann, auch um als Institution selbst davon zu profitieren. Bei "Public 1" ging es um die Architektur der neuen Stadtbibliotheken, das passte prima zu den Planungen für den Gasteig-Umbau. Im zweiten Jahr öffnete man sich thematisch mit "Bürgerteilhabe" schon mehr. Und diesmal geht es bei den "Debatten über Öffnung und Demokratie" zwei Tage lang noch breiter um die Anforderungen der sich verändernden Stadtgesellschaft. Konkreter: "Welche Kultur und welche Institutionen brauchen wir, die diese Offenheit moderieren und kuratieren? Was können Bibliotheken, Museen, Theater und Kulturzentren beitragen, um Gemeinsinn jenseits von Filterblasen zu schaffen?"
Dazu hat Anke Büttner, die Leiterin der Monacensia und "Public!"-Verantwortliche, zahlreiche Referenten eingeladen. So wird Gesa Ziemer von der Hafencity Universität Hamburg ergründen, wie Kulturinstitute mit urbanen Akteuren - von Guerilla-Garten-Aktivisten bis zu Kleidertauschbörsianern - kooperieren können. Die Architektin Tonia Katerini, Mitglied der Athener "Stop Auctions"-Bewegung, schildert auf Griechisch, das simultan ins Deutsche übersetzt wird, ihre Erfahrungen mit Gentrifizierung und gibt Tipps, diese einzudämmen: "Starke Gemeinschaften aufbauen, Solidarität fördern." Am Freitag, 22. Februar, berichten etwa Angela Wachuka und Wanjiru Koinange von ihrer Initiative "Book Bunk", die in Nairobi verlassene Bibliotheken in lebendige Kulturzentren verwandelt. Die Wiener Autorin und Künstlerin Julya Rabinowich, die sich schon diverse Male mit der österreichischen Regierung angelegt hat, möchte erklären, "warum Demokratie Vielstimmigkeit braucht" - und das "mit literarischer Wucht", wie Büttner verspricht. Mindestens so wichtig wie die Vorträge sind die Diskussionsbeiträge der Besucher - ob Laien oder Fachleute aus Korea, Island oder Prag - im Forum der Stadtbibliothek, wofür viel Zeit eingeplant ist. Auch in den Kaffeepausen gilt: Reden ist erwünscht.
Public! , Do., 21. Feb., 13 bis 19 Uhr, Fr., 22. Feb., 10 bis 14.30 Uhr, Forum der Stadtbibliothek im Gasteig, Anmeldung: stb.oeffentlichkeitsarbeit@muenchen.de