Diskurs:Cool, kühl, kaltschnäuzig

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Was es in Zeiten grassierenden Wutbürgertums bedeutet, politischen Hitzköpfen entgegenzutreten, ohne dabei indifferent zu werden. Wer die Beherrschung aufgibt, fühlt sich von Markt und Politik verraten.

Von Andreas Zielcke

Die halbe Welt zürnt. Typisch das Synonym, das sich die Gelbwesten zugelegt haben: "La France en colère", das wutentbrannte Frankreich - kein Inhalt, nur große Erregung. Wir leben im "Zeitalter des Zorns", wie das gleichnamige Buch von Pankaj Mishra lautet. Aber wähnten wir uns nicht eben noch in der Postmoderne, in der man sich auch auf dem politischen Parkett entspannt und technokratisch-sachlich begegnete? Noch im Jahr 2007, als Ségolène Royal in der TV-Debatte der Präsidentschaftskandidaten ihrem Kontrahenten Nicolas Sarkozy aufgebracht entgegenhielt: "Je suis très en colère!", galt dies als peinliche Blöße, als Verlust an Souveränität und Indiz ihrer kommenden Niederlage.

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