Dinosaurier-Atlas:Gigantische Kothaufen

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(Foto: Lucy Letherland, Emily Hawkins: Der Atlas der Dinosaurier.)

Eine Abenteuerreise, die auf der ganzen Welt nach den Spuren der Dinosaurier sucht und immer noch Verblüffendes findet.

Von Stefan Fischer

Wer Kindern aus diesem "Atlas der Dinosaurier" vorlesen möchte, der sollte besser erst einmal heimlich üben: Antarctopelta, Cretoxyrhina, Leaellynasaura oder Hatzegopteryx - das sind Namen, die einem wohl nicht so leicht über die Lippen gehen dürften. Das von Lucy Letherland liebevoll gestaltete Buch ist eben ein Atlas, und in einen solchen finden nun einmal mehr Saurier und Meeresreptilien Eingang als nur die Stars unter diesen Riesenviechern wie T. Rex, Bronto-, Brachio- und Stegosaurus oder Triceratops.

Sehr kindgerecht durchstreifen Letherland und die Autorin Emily Hawkins Kontinent für Kontinent - selbst in der heutigen Antarktis wurden Dinosaurier-Fossilien entdeckt - und pirschen sich wie auf einer Safari an die Tiere heran: Jede Doppelseite zeigt eine beispielhafte Szenerie, und Hawkins erweckt stets den Eindruck, als wäre man in der jeweiligen Situation unmittelbar dabei. Und würde beobachten, wie eine Horde drei Meter langer Deinonychusse gemeinsam einen viel größeren Teontosaurier erlegt, wie zwei Triceratopse Rangordnungskämpfe austragen oder wie ein Stegosaurus trotz eines limettenkleinen Gehirns geschickt genug ist, mit seinem Stachelschwanz einen Allosaurus in die Flucht zu schlagen. All das in ihren jeweiligen Lebensräumen, die stets noch von ein paar Tieren mehr bevölkert sind.

Es geht also nicht besonders zimperlich zu in diesem Atlas - einerseits. Auf der anderen Seite segeln manchmal auch nur zwei Dutzend Pteranodons traumverloren durch die Luftströme über einer Klippe und bringen ihren Jungen das Fliegen bei. Vor allem aber gibt es als Kontrast zur Unbarmherzigkeit der Natur viele niedliche Spielereien in den Bildern: Saurier mit Lätzchen um den Hals oder einem Kescher in der Pranke. Mit Feldstecher und Rucksack, mit Safarihut oder Pilotenkappe. Ein Jungtier trägt einen Schwimmreifen um den Hals. Mal hängt eine Angel ins Wasser, ein andermal werden Fische auf einem Holzgestell geräuchert.

Es gibt manches zum Gruseln und noch viel mehr zum Staunen in diesem Buch: Emily Hawkins betont in ihren Texten immer wieder die Gigantomanie - die schiere Größe der Tiere (oder auch nur ihrer Kothaufen), die Zahl und Schärfe der Zähne oder Krallen, überhaupt ihre Gefährlichkeit. Es gibt viele Details zu entdecken, und indem die Lebewesen oft personifiziert werden durch Mimik und Gestik, wird der Eindruck der Unmittelbarkeit, des Konkreten noch verstärkt. Bei all der unterhaltsamen Aufbereitung vermitteln die Autorin und die Zeichnerin den Eindruck, auf der Höhe des Forschungsstandes zu sein. Und regen aber doch in erster Linie die Fantasie an.

Lucy Letherland, Emily Hawkins: Der Atlas der Dinosaurier. Komm mit auf eine Abenteuerreise mit den unglaublichsten Dinosauriern und merkwürdigsten Reptilien aller Zeiten. Aus dem Englischen von Andreas Bredenfeld. Verlag Kleine Gestalten, Berlin 2018. 88 Seiten, 29,90 Euro.

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