Was hat Verona auf dem Nachttischchen liegen, worin schmökert Harald Schmidt, wenn er alleine ist? Wir wissen zumindest, was unsere Prominenz lesen sollte.
Friedrich Merz: Miguel de Cervantes, "Don Quijote"
Der Noch-Politiker von hagerer Gestalt gleicht nicht nur in diesen Tagen Cervantes' tragikomischem Helden Don Quijote, der einst auszog, um eine marode Welt das Fürchten zu lehren.
Früher versuchte Merz im Kampf gegen mächtige Windmühlen, nämlich Parteikollegen, wacker standzuhalten. Heute tritt er auf als Verfechter hehrer Ideale, seine Thesen rühren an, weil sie an Märchen aus uralten Zeiten erinnern: "Mehr Kapitalismus wagen", so der Titel seiner neuen Streitschrift. Unglücklicher kann man den Nerv der Zeit nicht verfehlen, aber der Sauerländer wollte ja ein Buch wider den politischen Mainstream schreiben. Das ist ihm gelungen. Herzlichen Glückwunsch! Ein kleiner Trost: Irgendwann kommen selbst die ältesten Hüte wieder in Mode.
Text: Franziska Seng/sueddeutsche.de/jb/rus
Foto: dpa