Die "Forschungsgesellschaft Kornkreise" (FGK) schlägt Alarm.:Ein Schreck im Kornfeld

"Es geht um die einwandfreie und restlose Aufklärung". Noch nie wurden in Bayern mehr geheimnisvolle Muster auf landwirtschaftlichen Flächen entdeckt als 2005. Das vom Stoiber-Wackler erschütterte Land ist angst und bang.

Martin Zips

Das nennt man eine reiche Ernte. Blumensymbole in einem Feld bei Ermreuth, Ellipsen im Weizen bei Nördlingen, platte Piktogramme bei Würzburg, ein lachendes Gesicht bei Wollomoos, Konzentrisches bei Starnberg, Ringähnliches bei Hörzhausen, Gerstenlöcher in Gößmannsberg.

Die "Forschungsgesellschaft Kornkreise" (FGK) schlägt Alarm. Jetzt, wo die Felder abgeerntet sind, steht fest: Nie zuvor wurden in Bayern mehr Halme zeichenhaft umgeknickt als 2005. "Bisher hatten wir Hessen als Schwerpunkt", sagt FGK-Sekretär Frank Peters aus Hude-Lintel. "Nun bildet Bayern mit neun Kornkreisen erstmals das deutsche Zentrum." Ob das was mit dem Klimawandel, der Vogelgrippe, dem Papst oder der CSU zu tun hat, ist noch unklar. In den Statuten der 1992 gegründeten, bis zu 300 Mitglieder starken Forschungsgesellschaft steht jedenfalls: Es gehe um "die einwandfreie und restlose Aufklärung des Kornkreisphänomens gemäß wissenschaftlich vertretbarer Methoden".

Nach Hunderten von Untersuchungen glauben die Vereinsmitglieder Kriterien für "echte", also nicht von betrunkenen Jungbauern mit Dreschflegeln gezogenen Kreise gefunden zu haben: "Spiralförmige Umlegeflächen, Kompassanomalien, erhöhte Radioaktivität, fehlende Zugangsspuren, unversehrte Bodenkrümel". Bleibt die Frage, wer es denn war, der in Ermreuth, Wollomoos oder Nördlingen nachts über den Acker fegte. Ein Höchstädter FGK-Mitglied spricht von "Lichtakkupunkturen von oben". Wie geheimnisvoll.

Besuch bei Alois Haberl, Kornkreisspezialist und Drucker in Augsburg. In den Katakomben eines ehemaligen Munitionslagers der Nazis arbeitet er. Hier stehen nicht nur seine Druckmaschinen, auch Kisten mit Modellbahnzubehör stapeln sich in den Regalen, sowie Weißblech-Dosen mit Knabbereien. Derlei verkauft Haberl nebenher. "In den heutigen Zeiten muss man sich ein zweites Standbein aufbauen", sagt der 48-Jährige. Er fügt hinzu: "Sie werden meine Druckerei anders verlassen, als Sie sie betreten haben."

Seinen ersten Kornkreis betrat Haberl vor drei Jahren im schwäbischen Reutti. Haberl bemerkte ein Krachen im Innern der Formation, sein Handyempfang war gestört. "Als ich wieder in mein Auto stieg, gingen alle Uhren, auch die meiner Tochter, drei Minuten nach", weiß der schwarz gekleidete Mann mit Brille. Heuer, als Haberl einen Kornkreis in Unterweilenbach besuchte, sei seine Uhr sogar eineinhalb Stunden nachgegangen. Seine Armhaare hätten sich aufgestellt, der Kompass habe die Richtung falsch angezeigt und sein kleiner Radioaktivitätsmesser meldete 1,8 Rem. "Das ist die Jahresdosis eines Arbeiters im Atomkraftwerk." Haberl weiß von einem schwarzen Hubschrauber ohne Kennung zu berichten, der nur 20 Meter über dem Feld gesehen wurde. Und Haberl sagt: Fußballgroße fliegende Kugeln seien die eigentliche Ursache für den Schreck im Kornfeld.

Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) findet sich keiner, der dazu was sagen möchte. "Bei solchen Themen lehnt sich hier niemand aus dem Fenster", meint ein Mitarbeiter. Deutschlands Jagdverbände haben da weniger Berührungsängste. Gelegentlich schießen sie Mitteilungen in die Welt, in denen das Phänomen auf einen turbulenten (und offenbar geometriekundigen) Wildwechsel zurückgeführt wird. Graskreise wiederum - die gibt es auch - werden von Biologen bestimmten Pilzarten zugeschrieben. Und Eiskreise könnten ja durch Kufen verursacht worden sein.

Für Alois Haberl greifen solche Erklärungen zu kurz. Mit kindlicher Begeisterung führt er Dutzende von Amateurfilmchen unbekannter Herkunft am Computer vor. Hier blinkt und leuchtet allerlei recht unscharf. Mal fährt der Kameramann im Auto über einen Feldweg, über den gerade eine Art Wassertropfen-Geist rennt. Dann fliegt er im Hubschrauber über New York und schwenkt auf ein unbekanntes Flugobjekt. In einem Film erkennt der Betrachter fliegende Kugeln, die sekundenschnell Kornkreise in ein Feld brennen. An der Echtheit solcher Aufnahmen zweifelt Haberl nicht. Aber an der Redlichkeit von Militär, Regierung und Nasa. Die würden ja vieles vertuschen, sagt er. Zum Beweis sucht Haberl im Internet ein Foto, das, wie er sagt, "von der Nasa retouchiert" wurde. Doch statt bei der "National Aeronautics and Space Administration" landet Haberl auf der Homepage der "Fahrplanauskunft für den Personen-Nahverkehr in Sachsen-Anhalt". Auch die kürzt sich Nasa ab. Egal. "Dass Kornkreise durch Kugeln entstehen ist doch bekannt." Ja? "Einflussreiche Menschen halten diese Information zurück." Warum? "Das würde zu einer Massen-Panik führen." Ist es dann richtig, über das alles einen großen Bericht zu schreiben? Haberl lacht sehr laut, antwortet aber nicht.

Dann erzählt der Drucker über Lichtkegel, über Mars-Pyramiden, über die Schriftrollen von Qumran, den Tod von Möllemann, die Bundeslade und sehr, sehr unterbelichtete Löwenköpfe, die Haberl auf selbst geschossenen Kornkreisbildern erst nach Monaten entdeckt haben will. Haberl meint, das stehe alles in einem größeren Zusammenhang. "Ich habe meinen Weg gefunden", sagt er. "Ich weiß nur noch nicht, was das zu bedeuten hat." Dann huscht ein roter Lichtstrahl über den Schreibtisch und man erschrickt ein bisschen. Doch das Licht stammt nur aus der leuchtenden Computermaus. Die Uhr von Haberls Computer geht übrigens zwölf Minuten nach.

Fragen bleiben. Wieso tauchen die schönsten Kornkreise in England auf? Basieren manche Bilder wirklich auf "komplizierten Theoremen der euklidischen Geometrie", wie der US-Mathematiker Gerald Hawkins vermutet? Wieso fanden Wissenschaftler eine "glasurartige Eisenoxidschicht" auf Halmen, die nur bei Temperaturen von mehr als 500 Grad entstehen kann? Stimmt die These vom "Plasma-Wirbel"? Hat das alles was mit Mikrowellen oder Blitzen zu tun?

Im nächsten Jahr möchte Alois Haberl in seinem VW-Bus zu neuen Phänomenen aufbrechen. Diesmal will er eine Kunstnebelanlage mitnehmen. "Wenn man so ein Feld richtig einnebelt, so kann man die unsichtbaren Kugeln besser sehen", sagt er. Haberl bleibt dran.

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