Beginnen wir mit einer dieser schönen Geschichten, die uns Schicksal, Zufall oder andere unsichtbare Kräfte immer mal wieder in die Hände spielen: Die Geschichte eines jungen Songwriters, die so zart und bittersüß schmeichelnd auf der Zunge zergeht, weil sie, bevor sie in erfolgreicheren Bahnen verlief, zunächst einmal eine Geschichte vom Scheitern war, und zwar mit allem drum und dran: Vor ein paar Jahren nämlich zog Tobias Jesso Jr. aus, um als Musiker Karriere zu machen. Von Vancouver nach Los Angeles, ins Zentrum der Träume.
Dort lief es alles andere als gut, nichts als künstlerische Reinfälle, eine schmerzhafte Trennung, ein Autounfall. Und nach der Krebsdiagnose seiner Mutter zog er wieder zurück zu seinen Eltern. Seltsamerweise ging's dann aber doch weiter: Chet "JR" White, Produzent und Ex-Mitglied der Indie-Rockband Girls, gefiel ein Demotape des Kanadiers so gut, dass er ihn sofort zu sich ins Studio holte, wo die Beiden an den Pianoballaden werkelten, die mal an Lennon und McCartney erinnern, mal an Harry Nillson und seit vergangenem Jahr in schöner Regelmäßigkeit ins Netz purzeln.
Im November hörten wir mit "Hollywood" schon seinen wunderbar sentimentalen Abgesang auf einen alten Traum und nun erschien "How Could You, Babe". Eine weitere Popballade, die vor allem deswegen so schön ist, so federleicht schwebend und zugleich melancholisch schwer, weil sie keine Angst davor hat, rührselig zu sein.
Es sind altmodische Geschichtenlieder für Städte mit all den großen Träumen hinter den erleuchteten Fenstern. So bezaubernd, dass keine geringere als Superstar Adele jetzt ihren fast 22 Millionen Followern auf Twitter Jessos Single, als "fantastic" anempfahl. Was das für sein angekündigtes Debütalbum "Goon" bedeutet, kann man sich denken.