Die CDs der Woche - Popkolumne:Der nette Rapper von nebenan

Weil sein letztes Album zu sehr nach Kindergeburtstag klang, macht Cro auf "Melodie" ein paar schärfere Tracks. Trotzdem bleibt er der nett verpeilte Provinz-Homie mit den guten Beats, der das macht, was er am Besten kann: Arschbombenmusik fürs Freibad. Die Popkolumne - zum Lesen und Hören.

Von Max Scharnigg

Wäre man eigentlich gerne Cro, der Erfolgspanda aus Stuttgart? Der in den vergangenen zwei Jahren nicht nur die Maske mit sich herumschleppen musste, sondern auch die schwere Frage, wie auf dem nächsten Album noch mal so etwas wie "Easy" zu bewerkstelligen wäre? Jetzt ist "Melodie" (Chimperator Records) da und wie zu erwarten war, hat er sich doch ein bisschen vom allgemeinen Gemecker über seinen schwäbischen Kindergeburtstagsflow anschießen lassen.

Da sind schärfere Tracks, ein paar giftige Repliken, ein bisschen Gefummel mit dunklen Sachen. Aber zum Glück nicht zu viel. Am besten ist er nämlich weiterhin, wenn er lustig und weich von der Bühne runter bounct, als Tim Bendzko des Hip-Hop, als nett verpeilter Provinz-Homie. Seine Beats sind dabei immer viel besser als die Texte, in denen alle Mädchen Girls sind, Sex immer was zum Kichern und Cro eh dauerverliebt, hihi. Aber er nimmt sich dabei immerhin selbst auf die Schippe, exemplarisch bei "Never Cro Up", einer Art universellen Daseinserklärung.

Man darf diesem netten Rapper von nebenan ruhig mal Danke sagen, einfach für den Pop, den er mitbringt, für längst vergessene Zeilen wie "Sag mal Klettergerüst, du hast ne nackte Frau geküsst" und dafür, dass man beim Hören immer Lust auf den Sprungturm im nächsten Freibad bekommt. Arschbombenmusik ist das, gute Laune, die eher zufällig Hip-Hop heißt. Zusammen mit Materia belebt Cro dieses Jahr damit endgültig ein Genre wieder, für das Stuttgart bekannt ist: Rap für Menschen, die keinen Rap mögen. Und ist ein Hit wie "Easy" dabei? Nicht ganz, aber ein "Traum". Das Gemecker dürfte auch weniger werden. Alles richtig gemacht.

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Traurige Nachrichten kommen von anderen ewigen Jungs des Hip-Hop. Die Beastie Boys sind nach dem Tod von Adam Yauch vor zwei Jahren immer noch traumatisiert und planen keine Tour und keine neue Musik mehr, das berichtet der britische NME. Damit wäre "Hot Sauce Comitee Part Two" (2011) das letzte Werk der B-Boys. Ein guter Grund, diese Platte noch mal zu hören, sie ist eigentlich doch großartig, gerade jetzt, wenn die Nächte am hellsten sind.

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